Stadtgärtnerei Meran
Teil 2
Im Frühling 2020 von Dr. Wilhelm Mair
Der Kräutergarten
Wo sich früher oberhalb der Altstadt ein steiler, verwahrloster Hang mit Reben und Apfelbäumen befand, wurde in mühevoller Kleinarbeit von der Stadtgärtnerei in Zusammenarbeit mit dem Gemeindebauhof ein Kräutergarten mit 250 Beeten angelegt. Er wurde im Jahre 2002 fertiggestellt und ist vom Tappeinerweg aus zu bestimmten Öffnungszeiten frei zugänglich. Das ca. 5.000 m² große, nach Süden exponierte und sonnige Gelände bietet die besten Voraussetzungen für das Gedeihen von etwa 230 verschiedenen einheimischen und mediterranen Heilkräutern und aromatischen Pflanzen. Der Garten wird von Einheimischen und Gästen sowie Schulen gerne besucht, weil hier die Volksmedizin und die Gewürzpflanzen vor der Haustür liegen. Der Zonengärtner, der den Kräutergarten und den Tappeinerweg in diesem Abschnitt umsichtig betreut, erlaubt gerne, die Spitzen der Kräuter und aromatischen Pflanzen sachte abzuzupfen, zu riechen, zu kosten und auch mit nach Hause zu nehmen.
Dekorierung
Die Stadtgärtnerei ist auch für den gestalterischen und pflanzlichen Schmuck des Weihnachtsmarktes, des Wein-Festivals, des Traubenfestes und anderer von der Gemeinde geförderter Veranstaltungen zuständig. Dafür werden Blumenbeete mit Motiven gestaltet, welche die in den betroffenen Bereichen zuständigen Gärtner meist selber „erfinden“ und nach ihren Vorstellungen bepflanzen und „sich austoben“ können. Die Pflanzen holen sie im Pflanzgarten. Auch die Topfpflanzen, die in der Fußgängerzone und in den Seitengassen aufgestellt sind, werden von der Stadtgärtnerei kostenlos zur Verfügung gestellt. Meran ist bekannt für seine liebevollen Beetgestaltungen, die insbesondere auf den Promenaden der Innenstadt aufwendig realisiert und gepflegt werden, nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Meraner, die über die Parkanlagen und Promenaden zur Arbeit gehen oder auch in der Freizeit einen Spaziergang machen.
Luca, seit über 25 Jahren Leiter des Pflanzgartens, freut sich, dass die floristische Gestaltung von den Meranern und Gästen gut angenommen wird, bedauert aber, „dass besonders abends ausgepflanzte Blumen von Leuten mitgenommen werden und gerade in den Nächten an Wochenenden und nach Stadtfesten Vandalenakte vorkommen, wie das Umwerfen von Blumentrögen, die Zerstörung von Beeten durch Motorfahrzeuge u.a.“ Deshalb bereitet er schon von vornherein 15 % mehr Pflanzmaterial vor. Schade findet es Luca, dass im Laufe des Jahres viele Sitzbänke, die ja zum Ausruhen und Verweilen in unserer Stadt stehen, zerstört werden.
Pflanzenfiguren
Die Stadtgärtnerei bepflanzt charakteristische Pflanzenfiguren, die zu bestimmten Ereignissen aufgestellt werden: Specht, Schlange, Adler, Osterschmuck, Reiter, Traube, Klavierspieler, Kanute, Festwagen u.a. Anlässlich des nun jährlich stattfindenden Festivals „Meraner Frühling“ wurde in Zusammenarbeit mit der Stadt Meran und dem Kinderbucharchiv OPLA im Jahre 2016 das Kinderbuch „Luca im Museum“ entworfen. Heuer liegt der Schwerpunkt auf den Gehwegen. Das Highlight des Meraner Frühlings ist jedes Jahr das Merano Flower Festival, zu dessen Austragung die Stadtgärtnerei mit ihrem Know how und ihrer Unterstützung wesentlich beiträgt. Heuer ist es der Corona-Krise zum Opfer gefallen und ist ersatzlos gestrichen. Auch wird das heurige Kafka-Jahr mit einer Pflanzenskulptur berücksichtigt werden.
Auf die Frage an Vorarbeiter Andreas, welche der Skulpturen ihm bis jetzt am meisten Freude gemacht hätten, antwortet er: „Die größte Freude empfinde ich, wenn die Meraner und die Gäste die Arbeiten bestaunen und sich darüber freuen, dass sie so schön gelungen sind.“
Planung und Pflege der Anlagen
Der Stadtgärtnerei obliegt auch die Pflege, Planung und Projektierung von Grünzonen, Parkanlagen und Promenaden sowie die Koordinierung und Projektverantwortung bei Beauftragung von externen Fachleuten. In enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Behörden werden derzeit mehrere Projekte vorangetrieben. So soll die Fläche des ehemaligen Sintilagers im Mündungsbereich der Passer in die Etsch einer neuen Zweckbestimmung als Naturoase mit teilweisem Parkcharakter zugeführt werden. Dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der Agentur für Bevölkerungsschutz vorangetrieben. Auch die heutige Hundezone, die sich entlang der Passer hinter dem Fußballplatz befindet, soll ebenfalls Teil des zukünftigen Parks werden. Zwei neue Hundezonen (eine normale Hundezone und eine Kleinhundezone) sollen daher in der Nähe, beim Gelände Ex-Bosin, das dem Land gehört, realisiert werden. Der Polopark, der im Herbst 2018 erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, soll in seiner Erreichbarkeit verbessert werden. Dazu soll 2020, innerhalb des Projektes „Meran beWegt“, die Möglichkeit eines direkten Zugangs von der Seite der Tennisplätze geprüft und planerisch vertieft werden. Ebenfalls 2020 soll das Pilotprojekt im Ex-Minigolfpark weitergeführt werden – rund um ein reichhaltiges Kulturprogramm soll der Park in den warmen Monaten nachhaltig belebt werden, wie dies schon 2019 mit großen Erfolg geschehen ist. Auch die Entwicklung der Kinderspielplätze, die vorangetrieben werden soll, sowie die Kontrolle der Spielgeräte liegen im Kompetenzbereiche der Stadtgärtnerei. Die laufende ordentliche Pflege der Anlagen stellt auch weiterhin die Hauptaufgabe der Stadtgärtnerei dar, wobei auch 2020 neue Flächen für die Pflege hinzukommen werden, in erster Linie sei hier der Kapuzinergarten genannt.
Alternativer Baum- und Pflanzenschutz
Bereits seit 2016 verzichtet die Stadtgärtnerei bei der Pflege der öffentlichen Parks und Grünanlagen auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln, auf Torf und Mineraldünger. Auch bei der Unkrautbekämpfung wird großteils händisch mit Fadenmähern gearbeitet. Die Stadtgärtnerei hat auch einen Wildkrautbeseitiger angekauft, der mit einer heißen Platte das Unkraut und die Samen des Unkrauts entlang der Gehwege der Parkanlagen vernichten kann. Nur in Ausnahmefällen wird ein biologisches Mittel eingesetzt. Alle eingesetzten Mittel werden von der Stadtgärtnerei in regelmäßigen Abständen veröffentlicht.
Im Sinne einer ökologischen Grünbewirtschaftung bietet die Stadtgärtnerei für ihre Mitarbeiter regelmäßig Schulungen an, um bestmöglich auf die neuen Herausforderungen, im Sinne einer schonenden und nachhaltigen Grünraumbewirtschaftung, vorbereitet zu sein.
Seit 2019 untersteht der Stadtgärtnerei auch eine Einsatztruppe für niederschwellige Arbeiten. Es handelt sich um eine Einsatztruppe, bestehend aus Personen, die aus verschiedenen sozialen Eingliederungsprojekten die Möglichkeit bekommen, unter Aufsicht einfache, jedoch wichtige Arbeiten, wie zum Beispiel die händische Unkrautentfernung, das Sauberhalten der Baumscheiben u.ä. durchzuführen. „So erfüllt die Stadtgärtnerei auch einen wichtigen sozialen Aspekt innerhalb der Stadtgemeinde“, betont Anni Schwarz.
Wilhelm Mair, Eva Pföstl