Zeitungsverkäufer gehören zum Stadtbild
Hilfsaktion zur Eingliederung wird fortgesetzt - bereits 8.300 € gespendet
Im Sommer 2013 von Helmuth Tschigg
Im Jänner hat der Meraner Stadtanzeiger in Anlehnung an das staatliche Zweijahresprogramm zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus dem Libanon das Hilfsprojekt „Freihand“ begonnen. Im Mai sind die staatlichen und die Landesförderungen ausgelaufen und die Asylheime in Bozen, Mühlbach und Meran dürfen nicht mehr von den Flüchtlingen bewohnt werden. Ausnahmen werden anscheinend bei Familien mit Kindern gemacht. Die Flüchtlinge werden nicht mehr direkt durch die Caritas unterstützt.
Der Meraner Stadtanzeiger will aber die Hilfestellung fortsetzen, vor allem, weil so viele Meraner Bürger sofort zur Unterstützung der Zeitungsverkäufer bereit waren und es noch sind. Es ist beeindruckend zu sehen, welche Akzeptanz für echte Notleidende hier in Meran herrscht. Noch immer sind bei jeder Ausgabe 700 bis 800 Menschen bereit, durch den Kauf eines Stadtanzeigers zu helfen. Die Flüchtlinge sind natürlich sehr dankbar dafür. Genauso wichtig ist es ihnen auch, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, nicht mehr als Bittsteller sondern als Arbeiter anerkannt zu werden.
Diallo sagt immer, er möchte eigentlich kein Trinkgeld, er sei ja ein Arbeiter. Er, der immer lacht und freundlich ist, der Scherze macht, aber niemandem zu nahe tritt. Viele kennen und grüßen ihn, wenn er die Zeitung anbietet, andere bleiben stehen, um mit ihm zu reden. Er hat jetzt die Summe von 2.000 € netto erreicht, für die er als Gelegenheitsarbeiter angemeldet worden war. Er musste jetzt abgemeldet werden. Es waren traurige Momente, voll Ratlosigkeit und Unsicherheit über die Zukunft. Aber so unglaublich es klingt, er hat letzte Woche ein Arbeitsangebot von einem Maler bekommen.
Nurealam ist auch nicht mehr Zeitungsverkäufer. Er war der Fleißigste, Einsatzfreudigste. Er hat weder Kälte noch Regen gescheut und ist sehr viele Stunden in den Lauben gestanden. Mittags hat er nur einen Kaffee getrunken, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Ihm haben die Meraner am meisten Zeitungen abgekauft, obwohl er sich ganz schwer verständigen konnte. Er ist aus Bangladesch. Wer die Situation der dortigen Fabriken in der Presse verfolgt hat, wird sich bestimmt nicht wundern, wenn Nurealam nicht dorthin zurück will. Er hat noch keine fixe Arbeit gefunden. Sein Führerschein gilt hier nicht, das Geld, um ihn neu zu machen, reicht nicht aus. Er hat auch nur eine provisorische Unterkunft bei einem Bekannten. Vielleich kann ihm jemand helfen.