Der Sterngucker
Im Frühling 2012 von Dr. Franz Summerer
Kurz nach der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche, also in der Widder-Zeit, wird Ostern gefeiert. Beim Eintritt der Sonne in dieses Zeichen siegt das Licht alljährlich über die Dunkelheit, und die Tage werden wieder länger. Die von den ‚Dolomiten’ kürzlich aufgegriffene Deutung der Mitte März auffallenden Venus-Jupiter-Konjunktion als des möglichen ‚Stern von Bethlehem’ ist nur eine von mehreren Mutmaßungen dazu, von denen die große Jupiter-Saturn-Konjunktion die bekannteste, aber ebenso unbewiesene ist. Das Schauspiel, an dem phasenweise auch der Mond beteiligt war, geht nun allmählich zu Ende. Doch der Himmel bietet weitere Sehenswürdigkeiten.
Mars die ganze Nacht sichtbar
Neben der alles überstrahlenden Venus verdient heuer auch Mars, der rote Planet, besondere Beachtung. Er geht im April weiterhin bei Sonnenuntergang auf und erst kurz vor Sonnenaufgang unter, ist also fast die gesamte Nacht hindurch am Himmel zu finden. Stationär im Sternbild Löwe, kommt er zur Monatsmitte scheinbar zum Stillstand und kehrt seine seit Jänner rückläufige Bewegungsrichtung um, um langsam wieder Fahrt in Richtung Sternbild Jungfrau aufzunehmen.
Mars ist unser äußerer Nachbar im Sonnensystem und mit einem Durchmesser von knapp 6.800 Kilometern nur etwa halb so groß wie die Erde. Bei seiner größten Annäherung an uns im Jahre 2003 war er ‚nur’ etwa 60 Millionen Kilometer entfernt. Allerdings schwankt die Entfernung aufgrund seiner elliptischen Bahn extrem und kann bis zu 400 Millionen Kilometer betragen. Daher ändert sich auch die scheinbare Größe des Planeten am Firmament stark. Im günstigsten Fall erreicht er fast eine halbe Bogenminute (25'') und wirkt dabei zwei- bis dreimal kleiner als die Venus in maximaler Größe.
Faszination in Rot-weiß
Von rotem Staub bedeckt, hat der Mars eine geringe Rückstrahlkraft und reflektiert nur 16 Prozent des von der Sonne einfallenden Lichts. Seine scheinbare Helligkeit schwankt sehr stark, aber zur Opposition wie kürzlich, wenn ihn die Sonne voll anstrahlt, kann er Größenklasse 2,7 erreichen, etwa wie Jupiter. Doch Mars hat aufgrund seiner oxidierten Oberfläche eine rötliche Abstrahlung, die mit freiem Auge zu erkennen ist. Ein Blick durchs Teleskop gibt, unter optimalen Bedingungen, den Blick auch auf seine weißen Polkappen frei.
Mit dem Eintritt der Sonne in das ‚Sternzeichen’ Widder bereits am 20. März um 06.27 Uhr, Ortszeit Bozen-Meran, hat aus astrologischer Sicht ein neues Jahr begonnen. Im Eintritts- oder Ingress-Horoskop steht sie zusammen mit Merkur und Uranus am Widder-Aszendenten, zwei Tage später hat sich noch der Neumond hinzugesellt. Diese geballte Konstellation lässt (wie vordem schon gesagt) auf kommende Trendwenden schließen. Eine davon hat bereits auf der politischen Bühne stattgefunden, nämlich auf der SVP-Landesversammlung im Kursaal von Meran, wo man sich auf eine ‚Basiswahl’ des künftigen Landeshauptmanns einigte. Laut Medien eine ‚epochale Wende’.
Das ‚Frühlings-Horoskop’
Selbst wenn der SVP-Parteitag vom 24.03. nicht in diesem zeitlichen Umfeld stattgefunden hätte, bietet der astronomische Frühlingsbeginn - gleichsam als zeitliche Keimzelle - einen willkommenen Anlass, einen kurzen Blick in das Horoskop eines Stars dieses Events zu werfen (hora skopèin heißt wörtlich ‚in die Stunde schauen’). Die Frage könnte lauten: Wie weit nimmt ein politischer Leader die Zeitqualität des Jahres in sich auf und welche Resonanz erwirkt er bei den Volksvertretern?