Uranus – Der Himmel als digitaler Traum
Im Herbst 2018 von Dr. Franz Summerer
Am 15. Mai 2018 trat der Planet Uranus ins Stier-Zeichen ein. Der Übergang dieses geistigen oder überpersönlichen Planeten in ein neues Sternzeichen ist astrologisch gesehen ein hochsensibler Moment. Uranus war nach der alten Mythologie der Himmel, nicht irgendwo da oben in 100 oder 1000 Kilometer Höhe, sondern als das überirdisch Immaterielle oder das unendliche Potential dessen, was sein könnte. Daher ist er mit freiem Auge auch nicht sichtbar. Im Sinne moderner Auslegung ist Uranus extrem ‚hip‘ (er rollt ja mit gekippter Drehachse gleichsam um die Sonne): unendliche Freiheit, Spaß, permanenter Krawall! Tiefer betrachtet, was den Individualismus betrifft, will sich diese Himmelskraft alle Möglichkeiten offenhalten, um unabhängig zu bleiben und jederzeit alles wenigstens tun zu können. Immer im Werden, selten im Sein.
Uranus erscheint auf Erden auch als Elektrizität und Elektronik. Als Pseudo-Himmel zum Mitnehmen bietet heute das Internet alles immer und überall im handlichen Handy- oder Tablet-Format, abrufbereit aus der ‚Cloud‘, der Datenwolke. Damit zapfen wir den Himmel gleichsam wie eine Tankstelle an. Uranus besetzt daher in den Gründungshoroskopen von Stromgesellschaften wie etwa von Alperia oder Enel nicht zufällig markante Positionen.
So passt denn auch die aktuelle Offensive der Smartphone-Pädagogik an Südtirols Schulen, angeführt von LR Achammer (mit Uranus an seinem Schütze-Aszendenten), bestens ins Bild. Im Stier-Zeichen findet das Digi-digi der Social Media neue Reviere. E-Bike und E-Zigarette waren erst der Anfang, jetzt kommt der Chip unter der Haut und der Kühlschrank, der die Milch bestellt. Und die Reise im selbst-fahrenden Auto bezahlt man dann in Kryptowährung. Sofern nicht der Mensch selbst zum Ding des Internets mutiert.
Einen Leitfaden für den rechten Umgang mit den himmlischen Kräften lieferte bereits der große Philosoph Immanuel Kant (dessen Geburts-Sonne in engster Opposition zu Uranus stand) mit seinem berühmten Kategorischen Imperativ („Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“) – eine Art Verträglichkeitsrezept für den Alltag. Zwei Dinge erfüllten dabei fortwährend sein Gemüt mit Bewunderung und Ehrfurcht: „Der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ Der innere Himmel als Äquivalent zum Äußeren. Stoff, um selber weiterzuphilosophieren …