Aufruhr am Himmel
Im Sommer 2010 von Margareth Bernard
Brütende Hitze liegt über der Stadt. Auf dem flimmernden Asphalt quälen sich die Menschen durch die Straßen, wischen sich die Schweißperlen von der Stirn und stöhnen ob der das tägliche Leben belastenden Laune der Natur. Das Quecksilber im Thermometer zeigt eine rekordverdächtige Ausdehnung. Menschen, Tiere und Pflanzen lechzen nach Wasser, nach Abkühlung, nach Erleichterung. Voll Hoffnung richten die Menschen ihre Blicke zum Himmel, denn dort bereitet die Natur Gewaltiges, vielleicht auch Erlösendes vor.
Ein erstes Donnern verstärkt die aufkommende Hoffnung. Doch sofort mischt sich Angst ein, Angst vor ungezügelter Gewalt, Angst vor der alles beherrschenden Natur. Am Himmel türmen sich riesige Wolken zu bizarren Gestalten, wechseln rasch von fahler zu dunkler, schwarzer Farbe. Auf der Erde nimmt die Spannung zu, alles steht wie unter Strom. Das Leben hält den Atem an. Knisternde, knackende Geräusche unterbrechen die unnatürliche Stille. Alles Leben und Treiben scheint erstarrt zu einer Unheil verkündenden Momentaufnahme. Dann zieht plötzlich der erste Blitz seine Bahn über den tiefschwarzen Himmel, senkt sich in unfassbarer Geschwindigkeit zur Erde, bricht in einem Flammenstoß auf und fällt in sich zusammen. Ein ohrenbetäubender Krach folgt dem feurigen Schauspiel. Die Erde ächzt und bebt und noch lange hallt das Grollen nach. Blitz folgt nun auf Blitz, Donner auf Donner. Der gepeinigte Himmel steht unter Feuer. Auf der Erde erstickt das anhaltende Grollen jeden Laut bereits im Keime. Die Wände der Häuser erbeben in ihren Grundfesten. Menschen erbitten Schutz vor Unheil. Der Himmel führt auf unnachahmliche Weise das Aufbäumen seiner Elemente vor.
Dann fällt der erlösende Regen. Die ersten Tropfen verdampfen zischend in den Furchen des gepeinigten Bodens. Der Himmel öffnet seine Schleusen und gibt der Erde, wonach sie sich so sehr gesehnt hat. Sofort füllen sich alle Rinnen mit Wasserströmen. Der Boden saugt wie ein Schwamm auf, was er so lange entbehren musste. Mit vielen Millionen Regentropfen kehrt das Leben zurück.
Die Erde hat den Aufruhr am Himmel überstanden.