Editorial 03/2022
Im Winter 2022 von Eva Pföstl
Wie kann es sein, dass in Südtirol heute nur wenige Titel der einheimischen Erzählliteratur bekannt sind, bestenfalls Gatterers Memoiren und Zoderers „Das Glück beim Händewaschen“?
Während das Forschungsgebiet Südtiroler Literatur an mehreren Universitäten in
Europa von Jahr zu Jahr beliebter wird, scheint die Südtiroler literarische Produktion Herrn und Frau Südtirol nicht sehr geläufig zu sein. Bedeutende und einmal beliebte einheimische Autoren, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jhs. das Licht der Welt erblickten, wie Otto Rudl, Albert Trentini, Hubert Mumelter und Maria Veronika
Rubatscher, sind leider in Vergessenheit geraten.
Die neue Vortragsreihe der Akademie Meran „Südtiroler Zeitgeschichte in zwölf repräsentativen Romanen“ stellt die Südtiroler Literatur ab dem Zweiten Weltkrieg in den Fokus. Die Initiative wendet sich an ein interessiertes aber nicht unbedingt fachkundiges Publikum. Sie setzt sich das Ziel, unter den Einheimischen aus Südtirol und der Euroregion Tirol-Südtirol-Trentino die Wertschätzung und das Verständnis der hiesigen Erzählliteratur und Zeitgeschichte zu fördern.
Wir berichten darüber in unserer Titelgeschichte und haben mit John Butcher, der gemeinsam mit Sigurd Paul Scheichl die wissenschaftliche Leitung der Tagung innehat, im Interview über den Stellenwert Südtiroler Literatur gesprochen.