Editorial 06/2023
Im Frühling 2023 von Eva Pföstl
„Ora et labora“ (bete und arbeite) lautet das Motto der Benediktinermönche. Unter Arbeit verstehen die Mönche aber in erster Linie die Arbeit an sich selbst. Dass Arbeit im landläufigen Sinn aber trotzdem nie zu kurz gekommen ist, zeigt die Geschichte vom oberbayrischen Kloster Wessobrunn, das u. a. in Riffian, Dorf Tirol, Gries, Meran, Mais, Lana, Nals und Gratsch über Höfe, Wiesen und Weinberge verfügte. Besonders der Besitz in Gratsch – so berichtet Elfriede Zöggeler Gabrieli in unserer Titelgeschichte - hatte für das Stammkloster Wessobrunn eine große wirtschaftliche Bedeutung. Nur effizient wirtschaftende, im ökonomischen Sinne Mehrwert schaffende Klöster waren in der Lage, das Überleben ihrer Mitglieder zu sichern und darüber hinaus auch etwas für die Bedürftigen zu tun. „Gebt den Mönchen ein ödes Moor oder einen wilden Wald, lasst ein paar Jahre vergehen, und ihr werdet nicht nur schöne Kirchen, sondern auch menschliche Siedlungen dort errichtet sehen." Diese Worte werden Theodor Fontane zugeschrieben. Er wusste offenbar, dass sich die Gottesmänner nicht nur aufs Beten, sondern vor allem auch aufs Wirtschaften verstehen. Die Geschichte – auch jene vom Kloster Wessobrunn - gibt ihm recht. Heute hat sich jedoch viel gewandelt: Klösterliche Besitztümer haben sich ebenso verändert wie das Durchschnittsalter von Ordensbrüdern und Kongregationsschwestern, ganz zu schweigen von den Nachwuchssorgen.
Lesen Sie mehr über die spannende Geschichte von Kloster Wessobrunn und seinen Besitztümern in Gratsch in unserer Titelgeschichte.