Editorial 07/2014
Im Frühling 2014 von Margareth Bernard
Vor mehreren Jahrzehnten war es gang und gäbe, dass jene Meraner, die den Sonntag auf den Höhen ringsum verbringen wollten, die Wanderung vor ihrer Haustür begannen, also den Aufstieg von der Stadt aus zu Fuß, ohne irgendwelche Fortbewegungsmittel bewältigten. Wanderungen vom Tal aus über Hafling nach Falzeben oder über Dorf Tirol zur Mutspitze oder zu den Spronser Seen waren nichts Außergewöhnliches. Heute erreichen wir den möglichst hochgelegenen Ausgangspunkt für eine Wanderung mit dem Auto, mit einem öffentlichen Verkehrsmittel oder mit einer Seilbahn. Schwebte man früher in einem Sessel gemächlich der Höhe zu, genussvolle Ausblicke und die technische Errungenschaft genießend, zwängt man sich heute mit mehreren Dutzend Mitfahrenden in eine Kabine, die oft der Größe des eigenen Wohnzimmers nahekommt. Die Fahrt ist dann so schnell zu Ende, dass man es gar nicht schafft, der Schönheit der Umgebung gewahr zu werden. Wir widmen den guten alten Aufstiegsanlagen rund um unsere Stadt das Titelthema, auch weil deren Benutzung durchaus zur viel zitierten Entschleunigung beitragen könnte und weil sie so lange nicht zum alten Eisen gehören, wie wir ihre Urtümlichkeit erkennen und ihre Nutzung genießen. Johannes Ortner hat die fünf noch in Meran und Umgebung privat geführten Einzelsessellifte für uns unter die Lupe genommen.
Auch wenn die Lupe das Werkzeug eines Botanikers ist, breitet Wilhelm Mair seine Kenntnisse über die botanischen Besonderheiten unserer Stadt so vor uns aus, dass wir – ganz ohne Lupe – erkennen können, wo und in welcher Pracht diese Kostbarkeiten auf unsere Aufmerksamkeit warten.
Eine Kostbarkeit baulicher und geschichtlicher Art beschreibt Walter Egger in seinem Beitrag, in dem er von der gelungenen Renovierung der Villa Mathilde in Obermais berichtet, bei der die charakteristischen Baumerkmale des einstigen Landhauses nicht auffallend verändert wurden und bei der es gelungen ist, Geschichte und Gegenwart in anerkennenswerter Weise zu verbinden.
Jener Bereich der Geschichte, der uns vor Augen führt, wie die Menschen früher gelebt und ihren Alltag bewältigt haben, erzeugt bei vielen interessierten Menschen fasziniertes Erstaunen. Elfriede Zöggeler verfasst für unsere Zeitung immer wieder Beiträge über historische Berufe. Diesmal dreht sich alles um die Strumpfmacher. Im Raum Burggrafenamt belegen Aufzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert bereits den Gebrauch von Strumpfwaren.
Von Blutrausch und Herzblut und vom richtigen Gebrauch des Substantivs „Herz“ lesen wir diesmal in der Rubrik „Worte über Worte“ von Luis Fuchs, bei dem man ohne Zweifel immer wieder feststellen kann, dass seine Worte aus dem Herzen kommen.