Editorial 22/2020
Im Herbst 2020 von Eva Pföstl
Aktuell dominiert die Coronakrise das gesellschaftliche Leben und die politische Agenda aller Staaten, doch auch die Klimakrise ist und bleibt akut. Bei beiden Krisen – Corona und Klima – kommt der jeweilige Schaden mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung. Die Infektionen von heute sind die Intensivpatienten oder schlimmer noch die Toten mehrere Wochen später. Die Treibhausgase von heute wirken noch Jahrzehnte in der Atmosphäre, und wenn man erst reagiert, wenn der Schaden da ist, dann ist es schon zu spät.
„Die kommenden fünf bis maximal zehn Jahre werden die letzten sein, in denen wir den Klimawandel noch stoppen können. Dann wird sich der Klimawandel verselbständigen und wir werden nur mehr (instinktiv, wie in Notsituationen üblich) reagieren können“, sagt Georg Kaser, der am Innsbrucker Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften forscht. Wir haben mit dem gebürtigen Meraner ein Interview geführt, der u. a. 2018 für seine außergewöhnliche wissenschaftliche Leistung mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse geehrt wurde.