Schon wieder Krieg?
Im Winter 2012 von Ulrich Ladurner
Im Iran herrscht ein Regime, das gewiss keine Sympathien verdient. Doch das ist kein Grund, es von außen zu stürzen. Genau das aber scheint der Westen inzwischen tun zu wollen.
Es gibt einen begründeten Verdacht, dass die Machthaber in Teheran eine Atombombe bauen. Mehr ist es aber nicht. Denn bisher fehlt jeder stichhaltige Beweis. Trotzdem hat der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen seit 2006 insgesamt vier Sanktionsrunden verabschiedet. Der Iran soll damit davon abgehalten werden, sich nuklear zu bewaffnen. Erreicht hat man das Gegenteil. Die Position Teherans hat sich verhärtet.
In diesen Tagen gab es neue Sanktionen. Sie kommen einem De-facto-Embargo iranischen Öls gleich. Das trifft die Lebensader Irans. Diese Strafen sind auffälligerweise nicht vom Sicherheitsrat erteilt worden, sondern von den USA, respektive der EU. Es ist ein einseitiger Schritt des Westens. Das ist in Teheran als ein kriegerischer Akt empfunden worden. Umgehend drohte es mit der Sperrung der Straße von Hormus, durch die bis zu vierzig Prozent des weltweit geförderten Öls transportiert werden. Darüber sollte man sich nicht wundern. Wer einem Land seine Lebensader kappt, der führt einen unerklärten Krieg gegen dieses Land.
Der Westen mag kriegsmüde und auch ziemlich pleite sein, doch er ist drauf und dran, einen neuen, großen Krieg zu provozieren, weil es ihm an diplomatischem Einfallsreichtum, an Flexibilität und wohl auch an politischem Willen mangelt. Das Regime in Teheran ist kein besonders vertrauenswürdiger Partner, doch man hat es über die Jahre dämonisiert. Auch wenn Teheran selbst wenig getan hat, um dem entgegenzuwirken, es bleibt dabei: Das Regime ist hässlich, aber ein Dämon ist es nicht.
Die Unnachgiebigkeit Teherans wird beklagt, doch wo sind die wirklich verlockenden Angebote aus dem Westen? Warum gibt man diesem Regime nicht Sicherheitsgarantien? Warum sagt man nicht: Wir wollen auf keinen Fall, dass ihr eine Bombe baut, aber euer Regime werden wir nicht stürzen. Unsere Sanktionen richten sich nicht gegen die Existenz des Regimes, sondern nur gegen ein nukleares Waffenprogramm. Wer in Teheran regiert, das ist im Übrigen Sache des iranischen Volkes. Das ist kein Verrat an den freiheitsliebenden Iranern. Es ist der Versuch, die schon heiß laufende Kriegsmaschine zum Halten zu bringen.