Das tränende Auge und die Tränenwegsstenose
Im Herbst 2013 von Dr. Andreas Pichler
Eines der häufigsten Krankheitsbilder beim Augenarzt ist das tränende Auge. Meist handelt es sich dabei um eine mangelnde oder falsche Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit. Manchmal kann vermehrtes Tränen oder gar ein „Überlaufen“ des Auges eine andere Ursache haben: die Tränenwegsstenose.
Die ständig neu gebildete Tränenflüssigkeit verdampft zwar zu einem kleinen Teil, der Rest muss aber irgendwie abtransportiert werden. Über das obere und untere Tränenpünktchen gelangt die Flüssigkeit in einen gemeinsamen Kanal, der in den Tränensack führt und schließlich in der Nase endet.
Aus ganz unterschiedlichen Gründen kann es im Laufe des Lebens zu einer Verengung oder einem Verschluss im Verlauf des Kanals kommen und zu entsprechend schwerwiegenden Problemen führen. Gerade Verletzungen im Bereich des unteren Ausführungsganges in der Nase (ein Schlag auf die Nase genügt) oder chronische Entzündungen der Nasenschleimhaut und Augenbindehaut können relativ rasch eine Tränenwegsstenose verursachen.
Häufig haben auch schon Neugeborene eine Verengung des Tränenkanals – meist am Ausgang in die Nase – die dann eine chronische Entzündung auch der Augenbindehaut verursacht. In ca. 1 % der Fälle muss der Verschluss chirurgisch geöffnet werden. Dies geschieht fast ausnahmslos nach dem 1. Lebensjahr, da sich bis zu diesem Alter die sogenannte Hasner’sche Klappe bei entsprechender lokaler Therapie noch öffnen lässt.
Im Erwachsenenalter ist es meist so, dass die Tränenwege verengt, aber nicht komplett verschlossen sind.
Eine eingehende Überprüfung, d.h. Spülung der Tränenwege beim Augenarzt kann im Regelfall sofort Aufschluss darüber geben, ob und welche Therapie notwendig ist. Schon regelmäßiges Spülen kann helfen.
Ist der Tränenweg aber komplett verschlossen, ist ein chirurgischer Eingriff dringend anzuraten. Andernfalls kommt es zu weiteren chronischen Entzündung und im schlimmsten Fall zu einer Abszedierung (eitrigen Abkapselung) des Tränensackes. Dieser Abszess wiederum führt zu erhöhtem Fieber, Übelkeit und großen Schmerzen und kann im schlimmsten Fall auch lebensbedrohlich sein.
Je nach Schweregrad und Lokalisation der Stenose gibt es unterschiedliche chirurgische Optionen.