Die Altersweitsichtigkeit
Im Frühling 2013 von Dr. Andreas Pichler
Warum kann ich plötzlich nicht mehr gut lesen, es strengt mich sehr an und die Zeitung muss ich immer weiter von mir halten? Und warum kann mein Nachbar, der doch einiges älter ist, mühelos auch Kleingedrucktes lesen und benötigt dazu keine Brille?
Dies sind Fragen, die sich viele Menschen ab 45 das erste Mal stellen, aber was steckt dahinter?
Wie alle Organe ist auch das Auge einem Alterungsprozess unterworfen; bei der Altersweitsichtigkeit – auch Presbyopie genannt – bedeutet dies, dass die Augenlinse ihre Fähigkeit verliert, sich flexibel zu dehnen und zu verkürzen. Die Folge ist, dass man als vorerst normalsichtiger Mensch nicht mehr ohne Sehhilfe auf ferne und nahe Distanzen fokussieren kann und man erstmals eine Sehhilfe in Form einer Pluslinse benötigt. Erste Symptome dieser neuen Umstände sind, dass sich die Augen stärker ermüden; sie können nach verstärkter Beanspruchung auch brennen und schmerzen. Der Leseabstand wird immer größer; oft reicht die Armeslänge nicht mehr aus, um kleingeschriebene Texte lesen zu können. Auch wird das Lesen gerade abends und bei schlechter Beleuchtung immer schwieriger. Viele Menschen versuchen in dieser Situation noch ohne Brille auszukommen, nun ob aus Eitelkeit oder weil der Irrglaube besteht, das Auge könne mit einer Brille verwöhnt werden. Es gibt aber fast kein Entrinnen, denn die Altersweitsichtigkeit nimmt zu, das Lesen ist ohne Lesebrille fast unmöglich.
Aber wieso können manche ältere Menschen noch locker ohne Brille lesen?
Diese Menschen müssen kurzsichtig sein, d.h. eine Myopie zwischen –1 und –3 Dioptrien aufweisen. Dies ermöglicht ihnen zwar das Sehen in der Nähe, in der Ferne ist die Sicht aber verschwommen und nur mit einer Fernbrille richtig gut. Wer nicht gut in der Ferne sehen muss oder will, ob aus Gewohnheit oder gar aus Eitelkeit, kann ohne weiteres sein ganzes Leben ohne Brille auskommen.