Ich habe eine Makuladegeneration. Werde ich blind?
Teil 1
Im Frühling 2013 von Dr. Andreas Pichler
In den industrialisierten Ländern ist die Makuladegeneration die häufigste Erblindungsursache von Menschen über 50 Jahren. In Italien sind schätzungsweise 1,4 Millionen Menschen davon betroffen. Da die Bevölkerung immer älter wird und immer länger arbeiten muss, bedeutet dies nicht nur eine soziale, sondern auch ökonomische Katastrophe. Nicht verwunderlich ist es deshalb, dass in der Medizin viel erforscht und glücklicherweise auch viel erreicht worden ist, um dieser Erkrankung entgegenzutreten.
Aber was ist eigentlich unter Makuladegeneration zu verstehen? Die Makula ist jene Stelle an der Netzhaut des Auges, die die meisten visuellen Sinneseindrücke einfängt und über den Sehnerv an das Gehirn weiterleitet. Vergleichbar ist diese empfindliche Netzhaut mit dem Film eines Fotoapparates. Ist dieser überbelichtet oder zerstört, nützt einem die beste Optik nichts, um schöne Bilder zu erzeugen. Dasselbe gilt für das Auge. Kommt es zu einer Beschädigung der Makula, können nur mehr visuelle Reize aus der umgebenden gesunden Netzhaut an das Gehirn weitergeleitet werden. Lesen, das Erkennen von Gesichtern, viele Handlungen des täglichen Lebens werden unmöglich.
Zu einer Makuladegeneration kann es in jedem Lebensalter kommen. Es gibt genetische Erkrankungen (Makuladystrophien), die schon im Kindes- oder Jugendalter zur Erblindung führen; auch Medikamente (z.B. Chloroquin – ein Malariamittel) können zu einer Schädigung der Makula führen. Am häufigsten ist jedoch ein Auftreten nach dem 50. Lebensjahr festzustellen; hier spielen viele Faktoren eine mehr oder weniger wichtige Rolle. Ganz sicher ist, dass auch bei der senilen (altersbedingten) Makuladegeneration die Erbanlagen mitentscheidend sind. Wer mehrere Fälle von Erblindung durch Makuladegeneration in der eigenen leiblichen Familie hat, hat ein höheres Risiko, selbst daran zu erkranken. Andere äußere Ursachen wie eine verstärkte UV-Exposition der Augen durch Sonnenlicht oder das Rauchen erhöhen das Risiko.
Es gibt zur Zeit bereits einen kommerziellen Test – eine Blutuntersuchung –, der es ermöglicht, ein individuelles Risikoprofil zu erstellen. Weitere Faktoren wie das Rauchverhalten, Bluthochdruck, familiäre Belastung etc. werden bei der Berechnung mit hinzugezogen und ermöglichen eine prozentuelle Aussage darüber, wie hoch das individuelle Risiko ist, an einer Makuladegeneration zu erkranken. Ob es Sinn macht, dass man beispielsweise weiß, dass man ein 50-prozentiges Risiko hat, in den nächsten fünf Jahren an einer Makuladegeneration zu erkranken, sei dahingestellt. Ich denke, es ist besser, die beinflussbaren Faktoren wie das Rauchverhalten, den Sonnenschutz, die medikamentöse Kontrolle des Blutdrucks etc. zu verändern.