OP der Schlupflider - kosmetischer oder medizinischer Eingriff ?
Im Frühling 2013 von Dr. Andreas Pichler
Die Dermatochalasis (lat. Cutis laxa) – umgangsprachlich auch Schlupflider genannt – ist eine Bindegewebserkrankung, die vor allem die oberen Augenlider betrifft. Eine Schwäche im Bindegewebe oder übermäßige Wassereinlagerung bewirken eine schlaffe, unelastische und oft in großen Falten herunterhängende Haut des Oberlides, die den Betroffenen optisch älter aussehen lässt. Meist ist diese Erkrankung erblich bedingt und betrifft entweder 25 % (autosomal rezessiver Erbgang) oder gar 50 % (autosomal dominanter Erbgang) der Nachkommen. Hauterkrankungen wie beispielsweise die Neurodermitis oder die Einnahme von Penicillamin während der Schwangerschaft können ebenso eine Dermatochalasis verursachen.
Glücklicherweise kann die Cutis laxa chirurgisch entfernt werden, doch entscheidet der Ausbildungsgrad, ob der Eingriff medizinisch indiziert ist oder es sich um einen kosmetischen Eingriff handelt. Beinträchtigen die übermäßigen Hautfalten das Gesichtsfeld, kann dies anhand einer apparativen Gesichtsfelduntersuchung (Perimetrie) festgestellt werden – der Eingriff ist medizinisch indiziert und wird von der Krankenkasse bezahlt.
Die Operation wird im Regelfall unter lokaler Betäubung durchgeführt, die überschüssige Haut wird nach exakter Vermessung entfernt und die Wunde mit einer durchlaufenden Naht verschlossen. Die Hand des Chirurgen entscheidet, ob man hinterher aussieht wie eine Hollywooddiva, oder kaum eine Veränderung zu erkennen ist. Normalerweise wird ein Mittelmaß angestrebt – man soll die Veränderung bemerken, jünger und entspannter wirken und dennoch natürliche Gesichtszüge beibehalten.
Leider kann in Italien jeder Arzt mit Approbation laut Gesetz jedweden chirurgischen Eingriff durchführen. Bei lukrativen Eingriffen wie der Dermatochalasis-OP vergreift sich dann gerne auch mal ein Gynäkologe oder Hals-Nasen-Ohrenarzt an den Augenlidern. Dies kann, muss aber nicht immer gut gehen und nicht selten müssen Augenärzte anschließend korrigierende Eingriffe vornehmen. So kann es schon mal vorkommen, dass zu viel Haut oder an den falschen Stellen Gewebe entfernt wird und das Auge nicht mehr geschlossen werden kann. Wird nicht rechtzeitig reagiert, können sogar bleibende, die Sehfähigkeit betreffende Schäden bleiben.