100 Jahre Volksschule Untermais
Rückblick auf die Eröffnung der Schule im Jahre 1911
Im Herbst 2011 von Dr. Walter Egger
Bis zum Jahr 1911 bildeten die beiden politischen Gemeinden Ober- und Untermais einen einheitlichen Schulsprengel, die Schulgemeinde Mais. Seit Einführung der Schulpflicht sorgten beide gemeinsam für den Volksschulunterricht ihrer Kinder, wobei sofort einschränkend zu präzisieren ist, dass die Maiser Mädchen bis herauf in die 1880er-Jahre bei den Englischen Fräulein am Sandplatz die Schule besuchten. Das erst 1887 erbaute Maiser Mädchenschulhaus befand sich unterhalb des heutigen Plankensteingebäudes, das 1905 errichtete neue Knabenschulhaus wie seit alters her bei der Georgenkirche. Doch beide Schulen lagen für die Untermaiser Kinder unbestritten sehr ungünstig an der Peripherie ihres Einzugsgebietes. Daher war der Gedanke oder der Wunsch nach einer Teilung des bisher einheitlichen Schulsprengels nicht neu. Als wegen steigender Schülerzahlen und überfüllter Klassen weitere Schulbauten anstanden, beschloss Untermais, das gerade 1908 zur Marktgemeinde erhoben worden war, sich im Schulwesen selbständig zu machen und ein eigenes, neues Knaben- und Mädchenschulhaus im Widum-Weinacker zu bauen. Dazu wurden 1300 Klafter Grund vom Stifte Stams erworben. Der Bau des Schulhauses nach den Plänen des Architekten Freiherrn Friedrich von Schmidt, München, wurde dem Baumeister Anton Fitz aus Innsbruck zugesprochen.
Die neue Knaben- und Mädchenschule war für die damalige Zeit ein bestens gelungener Bau mit breiten Korridoren, luftigen, hohen Klassenräumen und großen Fenstern, mit allen zeitgemäßen sanitären Einrichtungen, zwei Lüftungskaminen je Klasse, mit Zentraldampfheizung, elektrischen Uhren und Läutwerken sowie einer erstklassig eingerichteten Turnhalle. Zeitungsberichte beschreiben den Neubau etwa wie folgt:
Das Gebäude mit einer Länge von 72 m und einer Breite von 19 m ist in zwei Seitentrakte und einen Mitteltrakt gegliedert. Von den beiden Seitentrakten, die je einen eigenen Hauptzugang haben, dient der östlich gelegene als Knaben-, der westliche als Mädchenschule. Jeder Seitentrakt besteht aus zwei Stockwerken mit je vier geräumigen Lehrsälen (6,20 m x 9,90 m) sowie einem lichten, 4 m hohen Gang, der auch als Schülergarderobe dient. Gegenüber dem Treppenaufgang befinden sich die hygienisch einwandfreien Klosettanlagen. Der Mitteltrakt, der mit den Seitentrakten verbunden ist, enthält im Hochparterre das Konferenz-, Bibliotheks-, das Direktor-, Lehrer- und Lehrmittelzimmer, im 1. Stock einen Zeichensaal und die entsprechenden Lehrer- und Lehrmittelzimmer. Im Souterrain sind neben vier Reservelehrsälen eine Schuldiener- und eine Heizerwohnung, ein Dusche- und Baderaum, die erforderlichen Räume für die Zentralheizung und die Kellerräume untergebracht.
An den Mitteltrakt schließt sich im Parterre gegen Süden die 180 m2 große und 6,30 m hohe Turnhalle mit einer Knaben- und einer Mädchengarderobe an, die je einen Zugang von den Stiegenhäusern her haben.
Die Bausumme machte 380.000 Kronen aus; das fertige Gebäude dürfte samt der Kanalisierung, Installation für Wasser und Elektrizität sowie der Einrichtung insgesamt an die 550.000 Kronen gekostet haben. Als Kuriosum anzumerken bleibt, dass die Schule ohne schulbehördliche Baugenehmigung errichtet wurde.