150 Jahre Imkerverein Meran
Wer hätte das gedacht? Als vor 150 Jahren der Bienenzüchter-Verein Mais-Meran aus der Taufe gehoben wurde, war dies der erste Verein auf Imkerbasis im Kronland Tirol und einer der ersten im gesamten Habsburger Reich. Das Verdienst liegt, wie so oft in der Imkerei der Vergangenheit, bei einem geistlichen Herrn. Es war der Zisterzienserpater Bernard Wilhelm, Pfarrer in Mais, der die Initiative ergriff. Im Gründungsjahr zählte dieser Verein bereits 320 Mitglieder mit 1.700 Bienenvölkern, also mehr Mitglieder (allerdings weniger Völker) als der gesamte Imkerbezirk Meran heute.
Achtzehn Jahre nach der Gründung stirbt der rührige Pfarrer und ein geeigneter Nachfolger wird nicht gefunden. So wird der Verein 1895 offiziell wieder aufgelöst. Doch das ist nicht das Ende. Denn der Wunsch nach „Beförderung und Unterstützung der Bienenzucht durch gemeinschaftlichen Betrieb und Verbreitung der Kenntnisse über rationelle Bienenzucht“ (so hieß es etwas umständlich in den Statuten) war nun einmal geweckt. In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts und bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs (1914) schießen die Imkervereine im Bezirk wie die Pilze aus dem Boden: Den Anfang macht Partschins 1901, es folgen Riffian, Meran, St. Leonhard in Passeier, Algund-Gratsch, Tscherms, Marling, Schenna und Meran-Mais-Obermais-Labers-Freiberg. Sie alle schließen sich dem „Central-Verein für Deutschtirol“ an. Im Jahre 1915 werden insgesamt 5.105 Bienenvölker gemeldet.
Es folgen der Krieg und ein Friedensschluss. Die Südtiroler müssen sich neu organisieren. Bereits 1920 wird der Südtiroler Imkerbund gegründet, der sich allerdings angesichts der einsetzenden Diktaturen nicht entfalten kann. Das Vereinsleben, auch im Meraner Raum, wird stark beeinträchtigt, auch wenn es nicht ganz erlischt. Wichtige Persönlichkeiten in dieser Zeit sind der Deutschordenspriester Pater Romedius Girtler, weitum bekannt als Buchautor und „Bienenmuch“, sowie Andreas Dariz, Schulleiter aus Labers. Sie halten die Kontakte und bringen ihr Wissen über Bienenzucht und Bienenhaltung bis in die entlegensten Höfe. Auf dieser Basis kann nach dem Krieg, ab 1946, wieder mit dem Aufbau begonnen werden.
Heute, 75 Jahre später, gibt es den Imkerbezirk Meran unter Obmann Stefan Haspinger noch immer und er hält sich recht gut. In den acht Ortsgruppen Algund, Marling, Partschins, Meran (mit Schenna und Hafling), Riffian, Tirol, St. Martin und St. Leonhard in Passeier imkern 267 Mitglieder mit rund 3.500 Bienenvölkern. Allerdings: Zur Jahrtausendwende waren es noch deutlich mehr. Wo drückt der Schuh?
Zweifellos hat sich manches geändert, auch was unsere Wohnverhältnisse, unsere Arbeitsrhythmen und die Freizeitgestaltung anbelangt. Wer Bienen halten will, braucht Platz und Zeit. Aber auch andere Faktoren machen es den Imker/-innen nicht leichter: Der Klimawandel wirbelt die Jahreszeiten durcheinander, die Globalisierung bringt neue Bienenschädlinge und Krankheiten ins Land, der Intensivobstbau fordert in jeder Saison seine Opfer unter den Bienenbeständen – obwohl gerade der Obstbau von der Bestäubungsleistung der Biene am meisten profitiert.