Der Pechklauber, Pech(l)er oder Harzer
Im Winter 2014 von Dr. Elfriede Zöggeler-Gabrieli
Die Pechsammler wurden oft auch „Pechmandlen“ genannt, denen früher die Kinder gerne nachliefen und um das „Kuipech“ (Kauharz) bettelten. Ein Pechler wusste, welche Sorte von der Sonn- oder Schattenseite eines Baumes Magendrücken, faule Zähne oder Halsschmerzen heilte.
Sie bereiteten das sogenannte „Saupech“, das Kolophonium, zum Abhaaren der geschlachteten Schweine und lieferten das Pechöl gegen lästige Fliegen. (Wenn aus dem Terpentin das ätherische Öl abgetrieben und der Destillationsrückstand einige Zeit erhitzt wird, erhält man Kolophonium, ein sprödes, transparentes Produkt, das je nach Art des zugrundeliegenden Balsams und der Durchführung der Destillation fast farblos oder rot bis schwarzbraun ist.)
Die Pechklauber rösteten Knochen und Pech in Töpfen am Dreifuß über dem Feuer unter einem umgestülpten schwarzen und verdrahteten „Häfen“, der auf einem durchlochten Untersatz stand. Das Oberteil musste am Untersatz luftdicht aufsitzen.
Der Beruf des Pechers erforderte harte und schwere Arbeit, die mit dem Frühjahr begann und im Herbst endete. Nach alter Tradition leitete der Vinzenzi-Tag (22. Jänner, der hl. Vinzenz gilt als Patron der Dachdecker, Winzer, Forstarbeiter und Pecher) das Arbeitsjahr der Pechklauber ein.
Nach diesem Tag wurden die Pecherwerkzeuge in Ordnung gebracht, die Schuhe neu gedoppelt und benagelt. Wichtige Winterarbeiten waren das Geradeschlagen der Nägel, mit denen die Zapfbecher angeschlagen wurden, das Anfertigen der Leitspäne („Scharten“) und das Ausbessern oder Erneuern der Pecher-Leiter. Die Leitern mussten leicht sein, da sie oft über weite Strecken auf der Schulter getragen wurden.
Im Februar wurden dann erste Vorbereitungsarbeiten im Wald durchgeführt. Dazu gehörte das Abgehen der Bestände und die Auswahl und Kennzeichnung der zu harzenden Bäume und je nach Witterung, auch schon das erste Vorrichten der Bäume.
So manche Details des Berufswissens der Pecher beruhen auf Beobachtung und Erfahrungen früherer Generationen und bestätigten sich im Alltag immer wieder aufs Neue, so auch die Wirkkraft des jeweiligen Mondstandes. Die Kräfte des aufsteigenden Mondes in der Zeit von der Wintersonnenwende bis zur Sommersonnenwende (in dieser Zeit sind Wachstum, Energie, Blüte, aufsteigende Säfte kennzeichnend) wurden deutlich unterschieden vom absteigenden Mond, der für Erntezeit, Ausklang der Harzflussperiode, Ruhezeit, absteigende Säfte und Wurzelbildung steht. Auch die „Tierkreiszeichen“ und die „Schwendtage“ (3. August, 30. Juli und der Achazi-Tag, der 22. Juni, sind Tage, an denen kein Nagel in den Stamm geschlagen werden sollte) wurden bei der Arbeit im Wald berücksichtigt.
Je nach Witterung, meist im April, wenn kein starker Frost mehr zu befürchten war, wurden die Leitspäne eingesetzt und die Sammeltöpfe angebracht. Gegen Ende April begann dann der Harzfluss und damit das eigentliche „Pechen“.
Nach dem ersten „Hobeln“ ließ der Pecher den Baum mindestens eine Woche, meist zwei bis drei Wochen ruhen. Diese Pause nach dem ersten Hobeln („Vorschnitt“) ist notwendig, weil durch diesen Schnitt in die Splintschicht eine gewisse Austrocknung oberhalb der Wunde auftritt. Erst nach einiger Zeit wird diese Wasserarmut aus dem umliegenden Gewebe ausgeglichen und der für die Harzausscheidung notwendige Turgor (der Exkretionsdruck) kann sich wieder aufbauen.
Im weiteren Verlauf der Harzungsperiode wurde in geregelten Schnittpausen ein ungefähr 1,5 cm breiter und höchstens 5 mm tiefer, möglichst gleichmäßiger Streifen vom Bast abgehobelt.
Die Dauer der Schnittpausen ist abhängig von der Witterung und beträgt bei feuchtem, warmem Wetter drei bis sieben Tage. Die kürzesten Schnittpausen gibt es in heißen Perioden nach ausgiebigem Regen im Frühsommer, wenn die Harzausscheidung besonders hoch ist.