Herz-Jesu-Bräuche vor 50 Jahren
Zwei Zeitzeugen berichten
Wir, zwei Halunken aus Untermais, noch im Krieg geboren und in der Nachkriegszeit hier aufgewachsen, ließen das Verbotene öfter einmal außer Acht, hielten aber zomm wia Pech und Schwefel, machten die Gegend unsicher, sorgten bei den Madlen gern für groaßes Ansehn und genossen eine unvergessliche Jugendzeit. Geld hatten wir keines, aber ollm a mords Hetz. Von der Schule brachten wir nur Fünfer heim, hatten aber ollm die beschte Pause mit.
Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre war die Freiheit politisch sehr eingeschränkt und als waghalsige Bergsteiger und Kletterer war es uns nicht recht, dass Schutzhütten beschlagnahmt wurden und das traditionelle Herz-Jesu-Feuer, das Aufhängen der weißroten Fahnen und vieles mehr verboten waren.
Deshalb machte es riesig Spaß, dass an einem Herz-Jesu-Sonntag am Ifinger, dessen Zugang von Ordnungshütern gut bewacht wurde, pünktlich zur Dämmerung trotzdem ein Herz-Jesu-Feuer brannte. Wir hatten nämlich am Vortag dort mit viel Know-how alles aufgebaut. Eine Kerze, die wir entzündeten, sollte über eine Luntenschnur das Pulver und den Holzschober zum Brennen bringen. Wir standen dann am Abend des Herz-Jesu-Sonntags auf der Postbrücke und warteten fieberhaft auf das Gelingen unseres Vorhabens. Dass wir alles richtig berechnet und vorbereitet hatten und das Feuer pünktlich und ohne Zeitzünder brannte, erfüllte uns mit großer Genugtuung.