Soldatenfriedhöfe in Meran
Im Herbst 2016 von Dr. Johannes Ortner
Nie wieder Krieg! Die Gedenksteine auf den Soldatenfriedhöfen rufen es zu Tausenden aus der kühlen Erde. Von wie vielen leidvollen Gefühlen und Erfahrungen könnte jeder Soldat in seinen letzten Lebensminuten aus den Schützengräben des Ersten und aus dem Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs erzählen? Wie viel Angst- und Entsetzensschreie würde er hinausschreien? Und dies gilt unterschiedslos für alle: „Sieger“ und „Verlierer“ gibt es im Krieg keine. Italienische, österreichische und deutsche Soldaten liegen nun gemeinsam auf den Gräberfeldern am Meraner Stadtfriedhof.
Auf der weiten Anlage des Stadtfriedhofs von Meran, der 1906 seinem Geschick übergeben wurde, befinden sich auch drei Soldatenfriedhöfe. Es sind dies der Österreichisch-Ungarische, wo die Gefallenen des Ersten Weltkriegs zur letzten Ruhe gebettet sind, sowie der Deutsche und Italienische Soldatenfriedhof als Begräbnisplatz der Soldaten des Zweiten Weltkriegs.
Der Österreichisch-Ungarische Soldatenfriedhof
Bereits wenige Monate nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 ließ die Österreichische Heeresleitung in Meran verschiedene Reservespitäler einrichten, in denen aber alsbald die ersten Toten zu beklagen waren. So sah sich die Meraner Stadtverwaltung im Jahre 1915 veranlasst, ein Heldengrab für 53 Soldaten einzuweihen, das im Frühjahr 1915 aber schon hoffnungslos überfüllt war. Im Oktober 1917 schließlich wurde eine an den bestehenden Friedhof angrenzende Wiese angekauft und auf dieser der Soldatenfriedhof in seiner heutigen Form errichtet. 509 Soldaten des Vielvölkerstaats Österreich-Ungarn fanden auf diesem Platz ihre letzte würdige Ruhestätte.
Im Jahre 1941 ‒ während des Zweiten Weltkriegs also ‒ wurden von der Amtlichen Deutschen Kriegsgräberfürsorge in Italien und vom „Governo onoranze Caduti in guerra in Italia ed all’estero“ weitere 1027 sterbliche Hüllen von Soldaten aus verschiedenen kleineren Soldatenfriedhöfen gesammelt und nach Meran umgebettet. Auch die aufgrund des stetigen Gletscherrückgangs im Ortlergebiet laufend auftauchenden Soldatenleichen wurden und werden nach Meran gebracht. Insgesamt ruhen zur Zeit am Österreichisch-Ungarischen Soldatenfriedhof 1528 Soldaten.
Der Friedhof ist in Besitz der Gemeinde Meran und wird vom „Verein für die Pflege des deutschen und österreichischen Soldatenfriedhofs in Meran“ gepflegt. An Allerheiligen und zu Weihnachten finden alljährlich Gedenkfeiern und Hl. Messen für die hier Beerdigten statt.
Der Deutsche Soldatenfriedhof
Die deutsche Wehrmacht hat 1943 nach dem Einmarsch in Italien den Soldatenfriedhof in Meran angelegt, um eine Begräbnisstätte für die in über 30 Kriegslazaretten verstorbenen deutschen Soldaten zu schaffen. Der „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.“ hat 1956 weitere deutsche Kriegstote zugebettet und den Friedhof erweitert.
Am 20.09.1959 wurde der Friedhof in seiner heutigen Form eingeweiht. Insgesamt haben 1058 deutsche Soldaten hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Den Eingang zum weiten Gräberfeld, das von einer Porphyrmauer eingefriedet ist, bildet ein zur Friedhofsseite arkadenförmig geöffnetes Eingangsgebäude. Verbunden ist der deutsche mit dem österreichischen Soldatenfriedhof durch ein Hochkreuz, das den Drachentöter St. Georg darstellt. Über das Gräberfeld verteilt stehen Porphyrkreuze in Dreiergruppen, liegende Namensteine mit jeweils zwei Namen kennzeichnen die Gräber in der Rasenfläche. Riesige Eichen umsäumen die Rasenfläche und gemahnen an Frieden und Recht.
Das besondere Grab: Leonhard Dallasega
Das Schicksal des Leonhard Dallasega aus Proveis (* 13.10.1913, † 27.4.1945) verdeutlicht die ganze Rohheit, Gewalt und den Hass dieser Zeit und soll hier stellvertretend für alle Beerdigten erzählt werden.