Villa Mathilde in Obermais stilgerecht erneuert
Im Frühling 2014 von Dr. Walter Egger
Im Laufe des vergangenen Jahres wurde die Villa Mathilde in der Obermaiser Leichtergasse umfassend renoviert. Dabei hat die Besitzerfamilie Zeller zusammen mit dem Architekten Stefan Palla sorgfältig darauf geachtet, die Bausubstanz in ihrem ursprünglichen Aussehen stilgerecht zu erhalten. Der neue Anbau an der Nordseite ist durch das Treppenhaus verdeckt und somit den Blicken entzogen. Die Dachgauben, als Zugeständnis an eine zeitgemäße Nutzung der Giebelräume, sind vertretbar.
„Cottage Bertha“ liest man auf einem Marmorschild über dem Hauseingang, wobei „Cottage“ so viel wie Landhaus bedeutet. Doch ländlich wirkt nur das Walmdach mit dem Holzbalkon im Giebelfeld, der Bau selbst zeigt mit Terrasse, Loggia und Rundbogenöffnungen vielmehr städtische Elemente, die an das Formengut der Renaissance erinnern.
Erbaut wurde die Villa 1885 im Auftrag von Josef Neuwirth, einem Reichsratsabgeordneten aus Wien. Den Baugrund von rund 2.700 m2 hatte Neuwirth ein Jahr zuvor von Anna Baronin von Pittel um 5.377 Gulden erworben. Zum Projektanten bestellte er den Architekten Franz Lewy Hoffmann, Besitzer der angrenzenden Villa Gilmhof.
Das Landhaus sollte eine Stätte der Freizeit und Erholung sein, eingebettet in einen Ziergarten, umgeben von Weingärten und Wiesen in aussichtsreicher, sonniger Lage. Der Grund, auf dem der Neubau errichtet wurde, gehörte zum aufgelassenen Reistlhof, der 1880 von Anna Baronin von Pittel gekauft und umgehend in mehrere Baugrundstücke geteilt worden war.
Im Jahr 1894 verkaufte Josef Neuwirth seinen herrschaftlichen Besitz an die Generalswitwe Mathilde von Ahsbahs geb. Ebenberger aus Graz für 37.000 Gulden. Die neue Eigentümerin taufte die Villa in „Cottage Mathilde“ um. Nach ihrem Tod ging das Erbe 1907 in das Eigentum von Anna Gräfin Wilczek, Hildegard Gräfin Schaumburg und Huberta Gräfin Szechenyi über. 1918 erwarb Richard von Vittorelli mit Gattin Emmy geb. Nedwed den repräsentativen Bau samt der unverzichtbaren Gartenanlage.
Die Obermaiser Familie Zeller, die 2010 die Villa von den Erben Gutweniger erworben hat, ließ die vier Stockwerke zu Wohneinheiten ausbauen, ohne jedoch nach außen die charakteristischen Baumerkmale des einstigen Landhauses auffallend zu verändern. Die Wohnungen, die ob ihrer Größe und Qualität gehobenen Wohnansprüchen gerecht werden, sind ein Beispiel dafür, dass es in anerkennenswerter Weise gelungen ist, Geschichte und Gegenwart zu verbinden: ein Beispiel für eine stete Weiterentwicklung der Obermaiser Villenlandschaft auf hohem Niveau.
Monumental wirkende malerische Villa mit nahezu sakral wirkender Bibliothek