10 Jahre Forum Prävention
Im Herbst 2011 von Gudrun Esser
In den zehn Jahren seines Bestehens hat sich das „Forum Prävention“ zu einem kompetenten und allgemein respektierten Fachzentrum der Prävention entwickelt. Mit seinem über die Jahre beständigen Team von ausgebildeten Fachleuten bietet es eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis.
In dieser Zeit wurden umfangreiche Konzepte in Bereichen wie Alkohol, Tabak, illegale Drogen oder Glücksspiel entwickelt. Diese bilden die Grundlage für zielgruppenorientierte Planung und Umsetzung von Maßnahmen in gesellschaftlichen Kernbereichen. Dazu gehören auch die Leitlinien zur Suchtpolitik in Südtirol, umfassende Konzepte für Tabak- und Alkoholprävention, Studien und Erhebungen zu relevanten Phänomenen wie auch sinnvolle Evaluation. Angesprochen werden soll jede Generation. Leiter der Fachstelle ist Peter Koler, Psychologe und Pädagoge, stellvertretende Leiterin ist Christa Ladurner, Soziologin, Erzieherin und Suchtberaterin.
Der Meraner Stadtanzeiger hat Christa Ladurner in Tscherms getroffen.
Meraner Stadtanzeiger: Christa Ladurner, welche Situation haben Sie vor 10 Jahren in Südtirol vorgefunden?
Christina Ladurner: Vor zehn Jahren hat das Forum sich vor allem mit dem Thema Suchtproblematiken befasst. Vor allem illegale Drogen. Der Anfang stand unter dem Titel „Ekstase suchen“. Wir haben die Bevölkerung über die neuen Drogen informiert. Über das Thema Drogensucht, also Sucht nach illegalen Substanzen, haben wir ziemlich lange gesprochen. Das hat sich aber im Laufe der Jahre sehr gewandelt. Dann kam die Phase, in der wir uns mit der legalen Droge Alkohol befasst haben, was wir nach wie vor tun. Inzwischen ist auch das Glücksspiel ein ganz großes Thema.
Stadtanzeiger: Hat sich auch die Zielgruppe betreffend etwas geändert?
Christa Ladurner: Ja, gerade in Bezug auf Spielsucht. Früher riefen die Eltern wegen ihrer Kinder an, heute rufen die Kinder wegen ihrer spielsüchtigen Eltern an. Natürlich rufen auch noch Eltern an, aber es ist eine deutliche Verschiebung zu erkennen.
„Früher riefen die Eltern wegen ihrer Kinder an, heute rufen die Kinder wegen ihrer spielsüchtigen Eltern an.“
Christa Ladurner
Stadtanzeiger: Was sind Maßnahmen, die das Forum trifft?
Christa Ladurner: Angefangen, wie gesagt, haben wir mit Informationsvermittlung, auch um uns bekannt zu machen. Wir waren in den Dörfern, Tälern, in den Städten, Vereinshäusern, Schulen, also ständig unterwegs. Danach begann die langfristige Arbeit. Wir haben Projekte mit Gemeinden, Schulen und Sozialsprengeln begonnen, um Aufklärung und das Umdenken auf den Weg zu bringen.
Stadtanzeiger: Mit welchem Resultat?
Christa Ladurner: Zum Thema Alkohol gibt es zum Beispiel nicht nur Plakate und Broschüren, wir versuchen auch die Festkultur in den Gemeinden voranzutreiben. Wir veranstalten Diskussionsrunden mit der Bevölkerung, auch in Schulen. All diese Bausteine werden dann zu dem Projekt Alkoholpräventionsarbeit.
Stadtanzeiger: Hat das Forum im Laufe der Zeit Südtirol und die Art, wie es beschaffen ist, voll durchleuchtet?
Christa Ladurner: Das hat sich im Laufe der Zeit sehr stark verändert. Wir versuchen vor allem, im strukturellen Bereich zu arbeiten, das heißt, wir schauen uns nicht nur die betroffenen Personen an, sondern auch deren gesellschaftliche Bedingungen. Denn man sollte eigentlich auch auf Rahmenbedingungen einwirken. Das können Gesetze sein, die geändert werden müssten, aber auch die Familie könnte Thema sein, ggf. eine bessere Familienpolitik.
„Immer mehr Familien müssen sich an Sozialdienste wenden.“
Christa Ladurner
Stadtanzeiger: Man kann also die Menschen nicht isoliert von ihrem Umfeld betrachten?
Christa Ladurner: Nein, denn wenn das Umfeld keine guten Lebensbedingungen zulässt, kann auch das zu Suchterkrankungen führen. Wenn nichts geändert wird, ist es schwer, aus diesem Kreislauf herauszukommen, auch diese Dinge betrachten wir inzwischen und versuchen entsprechend mit den Familien oder auch mit der Politik zu arbeiten. Das haben wir besonders in den letzten Jahren verstärkt.