150 Jahre Mausoleum Erzherzog Johanns in Schenna
Im Frühling 2019 von Eva Pföstl
„Das ist ja viel zu groß für meinen Hansl“, sagte einst Anna Gräfin von Meran und meinte damit das Mausoleum von Schenna, in dem ihr verstorbener Mann, Erzherzog Johann, 1869 beigesetzt wurde. Es zählt zu den außergewöhnlichsten Sakralbauten der Neugotik im 19. Jahrhundert und wurde aus rötlichem Sandstein und Granit vom Ifinger nach Plänen des Wiener Architekten Prof. Moriz Wappler gebaut. Heute ruht im Mausoleum an Johanns Seite seine geliebte Frau Anna Gräfin von Meran und in zwei separaten Grablegen deren einziges Kind, Franz Graf von Meran, und dessen Gemahlin, Theresia Gräfin von Lamberg. Auch heute noch ist das Mausoleum in Besitz der Burgherren von Schloss Schenna. Franz Graf von Spiegelfeld, Schwager des heutigen Eigentümers Franz Graf von Meran, hat anlässlich der 150-Jahrfeier das Buch „Das Mausoleum Erzherzog Johanns in Schenna – ein außergewöhnlicher Bau für einen außergewöhnlichen Habsburger", Verlag Athesia, über die historische Grabstätte von Erzherzog Johann herausgegeben. Das Buch – es ist das erste überhaupt – beleuchtet eindrucksvoll die Besonderheiten dieser Grabkapelle.
Meraner Stadtanzeiger (MS): Herr Spiegelfeld, Sie sind der Herausgeber des ersten Buches, das über das Mausoleum von Erzherzog Johann in Schenna geschrieben wurde. Wo wurden Sie fündig?
F. Spiegelfeld: Die Recherche zum Mausoleum gestaltete sich enorm schwierig. Es gibt nur spärliche Unterlagen, keine Pläne und kaum Bildmaterial. Die Suche nach Unterlagen führte in die Archive der Technischen Universitäten von Wien und Graz, in die Landesarchive der Steiermark, Tirols und Südtirols, ins Stadtarchiv Meran, ins Stadtmuseum Palais Mamming und das Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck. Die Fundstücke sind das Fundament dieses ersten Buches über das Mausoleum. Als Herausgeber ist es mir gelungen, vier namhafte Experten als Autoren zu gewinnen: Andreas Lehne aus Wien, Reinhard Rampold aus Innsbruck, Maria Hölzl Stifter aus Algund und Helmuth Stampfer aus Bozen.
MS: Wie kam es zur Errichtung dieser einzigartigen Grabeskapelle in Schenna, die zu den schönsten neugotischen Sakralbauten des 19. Jahrhunderts gehört?
F. Spiegelfeld: Bereits zur Zeit seiner Errichtung, von 1860 bis 1869, zählte Schennas Mausoleum zu den bedeutendsten neugotischen Sakralbauten in Europa. Die Vorliebe für den neugotischen Stil hängt sicherlich mit dem Auftraggeber dieses Bauwerkes zusammen, war Erzherzog Johann doch von dieser Kunstrichtung begeistert. Bei seiner Englandreise 1815 lernte Erzherzog Johann von Österreich den damals hochmodernen, historistischen Stil kennen und lieben.
Seinem sehnlichsten Wunsch entgegenkommend, „dass sein Haupt einst in Tiroler Erde ruhen möge“, ließ der Sohn, Franz Graf von Meran, nach dem Tod des Vaters die Grabstätte für seine Eltern im Lieblingsstil seines verstorbenen Vaters, der Neogotik, erbauen. Architekt des wunderschönen Bauwerks war der Wiener Professor Moriz Wappler. 1869 wurde das Mausoleum fertiggestellt. Im gleichen Jahr wurden die sterblichen Überreste des Erzherzogs dann von Graz nach Schenna überführt.