30 Jahre ASV Riffian Damenfußball
älteste aktive Damenfußballmannschaft Südtirols
Im Sommer 2013 von Daniel Pichler
Anlässlich des dreißigjährigen Bestehens der Damenfußballmannschaft Riffian sprach der Meraner Stadtanzeiger mit einigen Gründungsmitgliedern und einigen noch aktiven Spielerinnen. Unser Land hat zahlreiche Damenfußballmannschaften gesehen, keine davon wurde jedoch 30 Jahre aufrechterhalten. Es interessierte uns besonders, wie die Mannschaft gegründet wurde und warum sie so lange bestehen konnte:
Meraner Stadtanzeiger: Wie kam es zu der Damenfußballmannschaft in Riffian?
Serafine Unterthurner: Riffian hatte ja bereits sehr früh einen Sportplatz, auf welchem sich die Jungs und Männer austoben konnten. Wir Frauen hatten eigentlich keine Möglichkeit bzw. keine Sportart, die wir ausüben konnten. Da wir den Jungs aber des Öfteren zusahen und uns die Jagd nach dem Ball nicht allzu schwierig erschien, dachten wir uns: „Das können wir doch auch!“
Stadtanzeiger: Und Ihr seid dann einfach dem Sportverein beigetreten?
Greti Gruber: Sport bzw. in unserem Fall der Fußball war eine Männerdomäne. Wir mussten uns selbst um alles kümmern. Es wurde ein Trainer gesucht, der damals noch kostenlos arbeitete, wir durften die Kabinen selbst putzen und wir mussten uns auch die Trikots besorgen. Nach zwei Jahren Training beschlossen wir 1983, eine Damenmannschaft zu gründen. . Wir traten dem Sportverein bei, ein Mitgliedsbeitrag von 5.000 Lire musste bezahlt werden.
Stadtanzeiger: Gab es damals viele Sponsoren?
Ruth von Call: Finanzielle Unterstützung gab es wenig, Sponsoren wurden selbst organisiert. Unser erster Sponsor war eine Waschmittelfirma. Auf unseren Trikots stand „Blubb Blubb“. Unseren Platz auf dem Fußballfeld mussten wir uns hart erkämpfen.
Stadtanzeiger: Ihr habt euch also auf eigene Kosten organisieren müssen. Wie stand es mit der Unterstützung seitens der Männer?
Ruth von Call: Die Männer waren von unserem Vorhaben nicht sonderlich begeistert. Es hieß teilweise sogar: „Gscheiter wars, sie tatn hintern Herd bleibn“. Wir Frauen ließen uns aber nicht unterkriegen und zogen die Sache durch! Außerdem waren ja nicht alle dagegen. Unsere Trainer Michl Erb und Hansjörg Spechtenhauser unterstützten uns tatkräftig und wir konnten sogar einige Siege feiern.
Stadtanzeiger: Wer waren damals Eure Gegner?
Serafine Unterthurner: In Südtirol gab es damals nur Mannschaften in Niederdorf, Milland und Bozen und Meran. Ansonsten fanden wir unsere Gegner vorwiegend in Trient. Wir mussten also weite Wege auf uns nehmen, um gegen andere Mannschaften spielen zu können. Damals spielten wir in der Regionalliga. Die Trientner Mannschaften waren viel besser trainiert und uns sowohl technisch als auch taktisch haushoch überlegen. Trotzdem konnten wir „Psairer Madler“ uns mit unserer mangelhaften Ausrüstung durch unseren Kampfgeist durchsetzen und unseren damals wichtigsten Sieg einholen: Regionalpokal 1:3 im Spiel Trient gegen Riffian. Die Freude war riesengroß. Wir wurden wie Helden im Dorf gefeiert!
Stadtanzeiger: Wie war die Mannschaft zusammengesetzt? Bot das Dorf genügend junge Frauen für eine komplette Fußballmannschaft?
Greti Gruber: Unsere Mannschaft setzte sich früher, wie auch heute, aus allen Altersgruppen zusammen. Vor dreißig Jahren war das allerdings noch etwas ausgeprägter. Einige Sportlerinnen begannen erst mit 32 Jahren und es spielten manchmal auch zwei Generationen gleichzeitig mit, also Mutter und Tochter. Wir waren mit Herz und Seele dabei, sodass wir manchmal auch unsere ganz kleinen Kinder zum Spiel mitbrachten und diese während des Spiels auf der Ersatzbank von den Auswechselspielerinnen beaufsichtigt wurden. So wurde auch schon indirekt für Fußballnachwuchs gesorgt. Unsere Mannschaft setzte sich aus guten und weniger guten Spielerinnen zusammen. Wir spielten damals hauptsächlich aus Freude am Sport und am Spiel. Im Dorf wurden wir von den anderen Sportlern immer mehr respektiert und der Damenfussball wird heute gern gesehen und geachtet wie auch der Männerfußball.
Stadtanzeiger: Ein kleiner Vergleich: Fußball früher und heute?
Greti Gruber: Die Ausrüstung sah damals ganz anders aus. Baumwollleibchen zum Spielen, Stofftaschen anstelle der heutigen Sporttaschen und Turnpatschen anstelle der Fußballschuhe. Früher war eben alles etwas „einfacher“. So manche private Waschmaschine wurde damals wegen der unzähligen Baumwolltrikots „aufgepratscht“. Wir hatten keinen Bus, der uns zu den Spielen bringen konnte und so organisierten wir uns in Privatautos, wobei damals auch noch nicht jeder einen Wagen hatte. Es gab damals oft keine richtigen Umkleidekabinen, sondern nur Blechbaracken. Kein Vergleich zu heute. Die Fußballplätze waren in einem schlechten Zustand – heute würde man auf solchen Feldern nur mehr Kartoffeln anbauen. Das Spiel ist heutzutage außerdem mehr auf den Wettkampf ausgerichtet und die Regeln sind heute viel genauer. Obwohl heute einiges besser ist, hatte das Spiel früher mehr Herz. Es wurde mehr gekämpft und es gab auch mehr Körperkontakt. Es zählte mehr der Kampfgeist als die Technik und die Taktik.
Stadtanzeiger: Wie konnte sich die Riffianer Mannschaft so lange halten?
Angelika Unterthurner: Es ist zugegebenermaßen nicht mehr so leicht, eine Mannschaft zusammenzuhalten. Heute gibt es im Gegensatz zu früher viel mehr Freizeitgestaltungsmöglichkeiten und Frauen sind in beinahe jeder Sportart anzutreffen. Durch Beziehungspflege und Öffentlichkeitsarbeit versuchen wir unsere Mitspielerinnen zu halten bzw. neue dazuzugewinnen. Da das Dorf längst nicht mehr genügend Spieler bieten kann, werden auch Spielerinnen aus anderen Gemeinden angeworben. Manche bleiben, andere gehen wieder.