Einstand des neuen evangelischen Pfarrers
Im Herbst 2014 von Helmuth Tschigg
Mit einem Festgottesdienst am Samstag, den 4. Oktober um 10.30 Uhr wird Pfarrer Martin Krautwurst in seiner neuen Gemeinde hier in Meran in sein Amt eingeführt. Der Meraner Stadtanzeiger hatte die Gelegenheit, vor dem Amtsantritt mit ihm ins Gespräch zu kommen.
Meraner Stadtanzeiger: Herzlich willkommen, Pfarrer Martin Krautwurst, hier in unserer Stadt Meran. Wie kommt man von Thüringen hierher nach Südtirol?
Martin Krautwurst: Die Stadt Meran lernte ich anlässlich einer kirchlichen Trauung in der Christuskirche kennen. Wir hatten uns sehr schnell in diese Landschaft und diesen wunderbaren Ort verliebt. Wie bei den meisten Touristen, die hier Urlaub machen, blieb es, wie man sieht, kein einmaliger Besuch.
Stadtanzeiger: Während in der katholischen Kirche die Priester entsandt werden, setzt die evangelische Kirche ein Bewerbungsverfahren voraus? Wie funktioniert das und wie haben Sie die Wahl getroffen?
Martin Krautwurst: Die Pfarrstelle der evangelischen Gemeinde in Meran wurde 2013 bundesweit in der EKD (Evangelische Kirche Deutschland) für sechs Jahre ausgeschrieben. Es gab sehr viele Bewerbungen für Meran, von denen 15 Pfarrer in die nähere Auswahl kamen und zu einem Bewerbungsgespräch nach Hannover eingeladen wurden. Von denen wurden wiederum fünf Pfarrer zur persönlichen Vorstellung der Gemeinde Meran vorgeschlagen. So durfte ich mich im Februar dieses Jahres durch einen Gottesdienst und Gespräche mit dem Kirchenvorstand und der Kirchgemeinde vorstellen. In einer Gemeindeversammlung wurde ich dann mit großer Mehrheit gewählt, was mich sehr gefreut hat und zugleich auch Ansporn für mich ist.
Stadtanzeiger: Welche Ansprüche hat die Gemeinde an Sie und welche haben Sie selbst an Ihre Gemeindearbeit?
Martin Krautwurst: Ich möchte den evangelischen Christen hier Lebensbegleitung und Heimat bieten. Die Gemeinde soll ein Ort sein, in dem sich Christen geborgen, verstanden und in schweren Zeiten auch getragen fühlen. Dabei ist es mir wichtig, dass auch Christen anderer Konfessionen sich hier wohlfühlen. Ich möchte die ökumenische Arbeit fortsetzen und ausbauen, Vorurteile abbauen und Menschen in Beziehung setzen. Ich habe mit Freude erfahren dürfen, dass es hier ein herzliches Miteinander zwischen Kollegen und Gemeinden gibt. Dafür bin ich sehr dankbar. Uns verbindet viel mehr als uns trennt und auf diese Gemeinsamkeiten möchte ich mein Augenmerk legen. Wichtig ist mir, dass man ehrlich miteinander umgeht und sich miteinander über Gelungenes freuen kann.
Stadtanzeiger: Nun ist die evangelische Gemeinde in Meran doch im Unterschied zu Ihrem Herkunftsort in Magdala relativ klein?
Martin Krautwurst: Ja, das stimmt, die Verhältnisse sind fast umgekehrt, aber hier in Meran kommen zu den Gemeindegliedern sehr viele Touristen hinzu, die hier im Urlaub bewusst den Kontakt zur evangelischen Gemeinde suchen. Die Urlauberseelsorge gehört hier mit zu den wichtigsten Aufgaben. Daher hat es mich schon verwundert, und ich werde immer wieder darauf angesprochen, dass die evangelische Christuskirche in den meisten Reiseführern und Stadtplänen nicht eingezeichnet ist. Ebenso der evangelische Friedhof, der neben seiner einmaligen Schönheit berühmte Persönlichkeiten beherbergt, denen ein großes öffentliches Interesse gilt. Ich glaube, hier bietet sich in Meran noch ein großer Schatz.
Stadtanzeiger: Ein evangelischer Pfarrer kommt nicht alleine, er bringt seine Familie mit in die Gemeinde. Wer begleitet Sie?
Martin Krautwurst: Mich begleiten meine Frau Ulrike und unsere Töchter Elisabeth und Magdalena. Während unsere große Tochter Dorothee (26) in Weimar wohnt und uns bald zu Großeltern macht, wird unsere Elisabeth (19) jetzt zum Studium nach Jena umziehen. Unsere Magdalena (14) wird hier wohnen und hier zur Schule gehen. Die Kirchgemeinde erfährt durch meine Familie Unterstützung in vielfacher Hinsicht, sei es durch die musikalische Arbeit im Kirchenchor oder durch Instrumentalmusik sowie auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, in der Frauen- und Seniorenarbeit. Die Gottesdienste im Seniorenheim Bethanien gestalte ich zum Beispiel gemeinsam mit meiner Frau. Ebenso werden unsere Erfahrungen, die wir in Thüringen machen konnten, hier von Nutzen sein.