Erik Platzer
Direktor der Landeshotelfachschule Kaiserhof von 1970 bis 1997
Im Herbst 2014 von Dr. Elfriede Zöggeler-Gabrieli
Meraner Stadtanzeiger: Was hat Sie seinerzeit bewogen, die Leitung einer auf den Tourismus ausgerichteten Schule zu übernehmen?
Erik Platzer: Ich war zu jener Zeit, im Jahre 1970, in Innsbruck und nach Abschluss meines Universitätsstudiums gerade dabei, in die Organisation einer internationalen Schule für Angehörige ausländischer diplomatischer Vertretungen in Österreich einzusteigen. Es kam eine Delegation von Tourismusfachleuten, Vertretern des HGV und der Landesverwaltung zu mir nach Innsbruck und wollte, dass ich die Leitung der Südtiroler Hotelfachschule übernehme und mich an einem entsprechenden Wettbewerb beteilige. Da Schule und Ausbildung bereits Inhalt meines Lebens waren und ich im Aufbau einer Hotelfachschule in Südtirol eine große Aufgabe sah, sagte ich meine Teilnahme zum Auswahlverfahren in Bozen zu. Die Wahl fiel laut Assessorat für Tourismus aufgrund meiner Qualifikation auf mich: Zusätzlich zu meinem akademischen Abschluss verfügte ich auch über eine Lehrerausbildung und -erfahrung, vor allem war ich aber selbst Absolvent einer Hotelfachschule und hatte auch Hotelpraxis.
Stadtanzeiger: Wie haben Sie die Entwicklung der Landeshotelfachschule Kaiserhof erlebt?
Erik Platzer: Der Aufbau der Landeshotelfachschule Kaiserhof war eine Erfolgsgeschichte. Je größer die Herausforderungen, desto größer waren letztlich die Erfolgserlebnisse. Einige erwähnenswerte Meilensteine: Der Aufbau eines fachlich, pädagogisch und didaktisch kompetenten sowie engagierten Lehrkörpers, der große Umbau des Kaiserhofs in ein modernes Schulgebäude und die ständige technische Anpassung der Einrichtung an die neuen Erfordernisse, die hohe Motivation der Schüler und die Genugtuung der Absolventen über ihren berufsrelevanten Abschluss und schließlich die Anerkennung der Schule in Südtirol von Seiten der Absolventen, der Eltern, der Unternehmen, der Entscheidungsträger des Landes sowie die große Anerkennung der Schule sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Ein kleines Beispiel: Im Juni 1987 wurde die Landeshotelfachschule Kaiserhof Meran von der italienischen Regierung zur Betreuung des G7–Gipfels in Venedig auserwählt. Es war ein Privileg, in einer international anerkannten Schule zu arbeiten, die zudem noch eine der schönsten des Landes ist.
Stadtanzeiger: Welche Schwerpunkte waren Ihnen besonders wichtig?
Erik Platzer: Dabei muss man viele verschiedene Aspekte unterscheiden, alle kann ich hier gar nicht aufzählen.
Da waren zunächst Schwerpunkte nach außen: Zu Beginn ging es darum, die Südtiroler Hotelfachschule an das Niveau der führenden Hotelfachschulen Europas heranzuführen und die entsprechende Anerkennung der Schulabschlüsse auf Länderebene, Staatsebene und auch international zu erreichen. Dazu war eine ständige internationale Kooperation notwendig. Weiters hatte ich den Anspruch, jedem an der Führung eines gastgewerblichen Betriebes interessierten jungen Menschen in Südtirol – unabhängig von seiner Vorbildung – eine geeignete Ausbildung zu bieten. Während die Landesberufsschulen für das Gastgewerbe in erster Linie die Ausbildung der Einzelberufe des Gastgewerbes, wie z. B. Koch und Kellner, zum Inhalt hatten, war es die Aufgabe der Hotelfachschule, den Nachwuchs der gastgewerblichen Unternehmer/-innen und Führungskräfte in Verwaltung und Gastronomie auszubilden und zwar mit der spezifischen Ausrichtung für die Südtiroler Klein- und Mittelbetriebe. Da war einerseits der Ausbildungsweg, der von der einjährigen über die dreijährige Hotelfachschule bis zur fünfjährigen Matura und zur postsekundären Höheren Hotelfachschule führte, und andererseits der Weg, der von den zweimonatigen Kurzkursen in den mehrjährigen Gastgewerbebrief und zuletzt in die höheren Spezialisierungen der Meister- und Diätausbildung mündete.
Nicht weniger wichtig waren die Schwerpunkte nach innen: Eine gute Fachschule soll nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herzens- und Charakterbildung. Wichtig war für mich dabei, dass sich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – das unterrichtende und das nicht-unterrichtende Personal – mit den gastgewerblichen Berufen identifizieren und ihre Aufgabe sowohl mit Professionalität als auch mit Motivation und Humor in einer funktionalen, praxisnahen und angenehmen Atmosphäre erfüllen konnten.