Europa & Jugend
Im Frühling 2019 von Eva Pföstl
Am 26. Mai werden 375 Millionen Bürger ein neues Europäisches Parlament wählen. Ihre Wahlentscheidung wird die Zukunft unseres Kontinents und dessen Rolle in der Welt in den nächsten Jahren bestimmen. Was sagt unsere Jugend zu Europa?
Wir sprechen mit Georg Mischi, der kürzlich seine empirische Sozialstudie „Europa & Jugend“ aus Südtirol veröffentlicht hat. Dazu hat er Südtiroler Maturanten zu ihrer Einstellung zu Europa interviewt und hat sich auch in Merans Schulen umgehört. Sein Fazit: Die Südtiroler Maturanten sind mit Europa emotional und rational verbunden und sie sehen sich, was nicht anders zu erwarten war, in keiner Weise als Verlierer der Modernisierung und Globalisierung. Europa mutiert aber zur privaten Sache und wird zum Möglichkeitsraum.
Meraner Stadtanzeiger (MS): Herr Mischi, wir fragen gleich direkt, wie steht es um das Verhältnis Jugend und Europa in Südtirol?
G. Mischi: Die Südtiroler Jugend weist eine deutliche Zugehörigkeit zu Europa und eine hohe Affinität gegenüber der EU auf, und zwar jeweils 90 %.
MS: Von einem solchen Ergebnis aber kann Europa nur träumen; wo liegt da der Haken?
G. Mischi: Ja, Sie haben recht, es gibt den Haken. Ich habe nur die Südtiroler Jugend interviewt, die im Gymnasium bzw. Liceo ist und kurz vor ihrer staatlichen Abschlussprüfung steht.
MS: Und auf dem Sprung ist, nach Europa?
G. Mischi: Genau. Diese Jugend will in großer Mehrzahl studieren und Karriere machen, die Europaregion Tirol zum Beispiel interessiert sie nicht.
MS: Europa ja, Europaregion Tirol nein, eigentlich ein Widerspruch?
G. Mischi: Aber ganz typisch. Begriffe wie Heimat oder Sprachgruppe bedeutet der Jugend wenig, und das Politik-Interesse steigt mit der Heimat-Ferne.