Gespräch mit Aboubakarr Konteh, 21 Jahre alt, aus Gambia
Im Sommer 2011 von Thomas Kobler
Wie bist du nach Meran gekommen und wo warst du vorher?
Aboubakarr Konteh: Ich habe bis zu Beginn der Lybien-Krise in Tripolis (Anm.d.Red.: Hauptstadt Lybiens) gelebt und gearbeitet. Mit 15 Jahren musste ich meine Heimat Gambia verlassen, da dort große Armut herrschte und ich meine Familie, welche kaum etwas besaß, irgendwie unterstützen musste. So bin ich nach Lybien gekommen und habe dort in verschiedenen Bereichen gearbeitet und von dort das verdiente Geld an meine Familie geschickt. Seit ich mit 15 Jahren Gambia verlassen habe, habe ich meine Familie nicht wiedergesehen. Wir telefonieren aber sporadisch miteinander.
Wie stellte sich die Situation in Lybien Anfang des Jahres dar?
Aboubakarr Konteh: Bis Ende des Jahres konnte ich noch regulär meine Arbeit ausüben, aber mit Beginn der Krise habe ich dann meine Arbeit verloren und musste mich aus Angst vor Repressalien in Tripolis verstecken. Schwarzafrikaner wurden schon zuvor immer schlecht behandelt, aber mit Beginn des Krieges wurde die Situation immer schlimmer. Wir wurden auf offener Straße geschlagen, misshandelt und ausgeraubt. Einige Menschen, die ich kannte, wurden dabei auch getötet. Da ich nicht nach Gambia zurück konnte, nahm ich mein letztes Geld, umgerechnet 1000 Euro, und bezahlte damit meine Überfahrt nach Europa.
Wie gestaltete sich die Überfahrt nach Europa und wie lange dauerte es, bis du nach Südtirol kamst?
Aboubakarr Konteh: Die Überfahrt dauerte etwas mehr als zwei Tage und war äußerst beschwerlich. Wir waren viele Menschen in einem zu kleinen Boot und wir wussten schon zu Beginn, welche Gefahren auf uns warteten. Da die Schlepper Angst vor der Küstenpolizei haben, zwingen sie dich bereits einige Kilometer vor dem Festland, das Boot zu verlassen. Wir wurden dann von der Polizei aus dem Meer gefischt und an Land gebracht. Dann verbrachten wir zwei Tage auf Lampedusa und wurden schließlich mit dem Bus nach Südtirol gefahren.
Welchen Eindruck hast du von Südtirol bzw. Meran und seinen Menschen?
Aboubakarr Konteh: Ich bin sehr, sehr dankbar, hier sein zu dürfen. Hier ist es ruhig und sehr schön. Es gibt keine Probleme und Kämpfe. Die Menschen sind nett und uns wird hier geholfen. Dafür danke ich Gott und den Menschen, die uns hier aufgenommen haben.