Interview mit einer Dialysepatientin
Im Herbst 2014 von Dr. Johannes Ortner
Margit ist seit 32 Jahren Dialysepatientin. Drei Mal pro Woche muss sie den Weg ins Krankenhaus zur Blutwäsche antreten, die zwischen drei und vier Stunden dauert.
Meraner Stadtanzeiger: Wie groß sind die Einschränkungen, denen Sie als Dialysepatientin unterworfen sind?
Margit: Ja, die sind natürlich vorhanden, keine Frage. Ich muss pro Woche 12 Stunden im Krankenhaus in der Dialysestation liegen – und dabei als Meranerin keine allzu weiten Anfahrtswege in Kauf nehmen. Was die Wahl des Urlaubsorts betrifft, so muss ich ihn immer genau hinsichtlich einer Dialysemöglichkeit planen. Im Ausland gibt es konventionierte Krankenhäuser. Wenn ich in Privatkliniken gehe, muss ich die Blutwäsche bezahlen, anschließend erhalte ich die Rückvergütung. Ich fahre jedenfalls jährlich in den Urlaub!
Meraner Stadtanzeiger: Müssen Sie eine strenge Diät einhalten?
Margit: Essen und trinken kann ich als Dialysepatient relativ uneingeschränkt – nur eben in Maßen! Bestimmte Lebensmittel, die viel Kalium, Phosphor sowie Salz enthalten (einige Obst- und Gemüsesorten, Nüsse, Schokolade, Hartkäse), sollten gemieden werden. Der Eiweiß- und Eisenbedarf ist durch die Dialyse erhöht. Natürlich sollte auch wenig getrunken werden: Sie wissen ja, die Nieren arbeiten ja nicht, scheiden nichts aus. Das Wasser, das man trinkt, wird man nicht mehr los!
Meraner Stadtanzeiger: Wo befinden sich in Südtirol Dialysestationen?
Margit: Allein in Bozen bestehen zwei Möglichkeiten: das Regionalkrankenhaus und ein älteres, privat geführtes Hömodialysezentrum unter der Leitung des Nephrologen Carlo Stablum. Dann natürlich die Krankenhäuser in Meran, Brixen, Bruneck und Schlanders. In Lana befindet sich die „WBR-Feriendialyse“ speziell für Feriengäste!
Meraner Stadtanzeiger: Wer braucht eine Dialyse und wie funktioniert sie?
Margit: Eine Dialyse benötigt ein Patient, der an einer Niereninsuffizienz bzw. einem akuten oder chronischen Nierenversagen leidet: Die Niere versieht nicht mehr ihren Dienst des Ausscheidens von Wasser und Giftstoffen! Bei einer Hämodialyse (Blutwäsche) – wie die Behandlung vollständig heißt – wird dem Körper Wasser entzogen. Über einen Schlauch wird Arterienblut abgeleitet, im Dialysegerät von Giftstoffen befreit. Gleichzeitig und kontinuierlich gelangt das gereinigte Blut über einen anderen Schlauch in die Vene zurück. Bei einem gesunden Menschen geschieht dies ja 24 Stunden über die Nierentätigkeit!
Meraner Stadtanzeiger: Hat man während der Dialyse Schmerzen?
Margit: Nein, gar nicht! Eine leichte Müdigkeit macht sich jedoch schon bemerkbar ... Sehen Sie: Manche schauen fern, lesen, hören über ein I-Pad Musik oder spielen. Ich selbst habe eine Weile Hörbücher ausprobiert. Man muss diese 12 Stunden pro Woche für sich persönlich bereichernd gestalten!
Meraner Stadtanzeiger: Gibt es eine Heilung bzw. eine Alternative zur Dialyse?
Margit: Die Dialyse ist bloß Nierenersatztherapie, eine Heilung erfolgt nur durch eine Spenderniere, eine Organtransplantation! Bei mir hat es allerdings nicht geklappt, denn das Transplantat hat starke Abstoßungsreaktionen des Körpers hervorgerufen, die nur durch starke Medikamente (Immunsuppressiva) unterdrückt werden können. So wurde mir das transplantierte Organ wieder entnommen. Das Thema Organspende ist eng mit der Hoffnung der Nierenkranken auf ein Leben ohne Dialyse verknüpft. Aber wie Sie wahrscheinlich wissen werden, ist im Falle der Niere eine Lebendspende möglich. Man kann sehr gut mit nur einer Niere leben – der deutsche Außenminister Frank Walter Steinmeier z. B. hat seiner Frau in einem Liebesdienst der besonderen Art eine seiner Nieren geschenkt.