Interview mit Gerhard Lipp
Geschäftsführer der Privatklinik Martinsbrunn
Lesezeit: 6 minIm Frühling 2013 von Margareth Bernard
Meraner Stadtanzeiger: In den vergangenen zwei Jahren haben sich eine Reihe neuer Aspekte ergeben. Einer davon ist sicher der bevorstehende Umbau des Hauses.
Gerhard Lipp: In diesen zwei Jahren, seit ich in Martinsbrunn die Geschäfte leite, hat sich einiges getan, auch weil die politischen Rahmenbedingungen, die das Gesundheitswesen betreffen, im Umbruch sind. Da spielen seit vergangenem Sommer auch die öffentlichen Diskussionen über Sparmaßnahmen – zum Beispiel über Bettenabbau und Tarifkürzungen – eine Rolle. Zum Glück haben wir uns schon vorher mit den Fragen auseinandergesetzt, wo die Reise hingehen und was die künftige Ausrichtung von Martinsbrunn sein soll. Und das immer im Sinne „von Meranern für Meran“. Zudem gilt es, die Marktsicht – Nachfrage und Angebot – zu berücksichtigen. Wir haben versucht zu ergründen, was gebraucht wird, was wir besonders gut können und wie wir beides zusammenführen können.
Stadtanzeiger: Wo liegen die zukünftigen Schwerpunkte der Privatklinik Martinsbrunn?
Gerhard Lipp: Wir haben ein Konzept ausgearbeitet, das im Wesentlichen vier Säulen beinhaltet.
Die erste Säule ist die Palliativstation, die schon besteht und die wir weiterhin betreuen und führen werden.
Die zweite Säule wird ein Pflegeheim für die Stadt Meran in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, in dem wir bis zu 90 Betten anstreben, womit der Bedarf an Pflegebetten gedeckt würde, so wie er von der Stadt und vom Land ermittelt wurde.
Die dritte Säule ist die Reha-Klinik. Die öffentliche Sanität strebt an, dass wesentlich mehr Rehabedarf ambulant gedeckt wird. Es soll so sein, dass sich Patienten nach einer Operation nicht mehr zwei oder drei Wochen in einer stationären Einrichtung aufhalten müssen, um zweimal am Tag eine halbe oder eine Stunde mit einem Physiotherapeuten zu arbeiten, sondern dass bestimmte Therapien ambulant gemacht werden können. Da findet zurzeit eine Diskussion darüber statt, wie das praktisch ablaufen und für welche Fälle diese Form passen könnte. Dazu gibt es Überlegungen mit dem Gesundheitsresort, wie man aus einer stationären eine ambulante Reha machen kann. Mit der Mannschaft des Reha-Zentrums beginnen wir jetzt auch mit dem Aufbau privater Leistungen. Wir wollen zumindest einen Teil unserer Aktivitäten auch im privaten Marktumfeld anbieten.
Bei der vierten Säule geht es auch in eine neue Richtung. Es handelt sich um die sogenannten Ärztezentren. Weil die Arztpraxen in der Nacht und an den Wochenenden üblicherweise geschlossen sind, ist der Andrang in den Erste-Hilfe-Stationen der Krankenhäuser oft sehr stark. Wir führen deshalb mit dem Land Entwicklungsdiskussionen. Dabei bauen wir darauf auf, dass wir ja bestimmte private Leistungen – z.B. in der Kardiologie, der Urologie und der Dermatologie – schon erfolgreich anbieten. Aus diesen vorhandenen fachspezifischen Gebieten wollen wir ein Zentrum kreieren, in dem auch ein Allgemeinmediziner Platz haben könnte, und das seine Dienste rund um die Uhr anbietet.
Stadtanzeiger: Die Patienten schätzen in der Klinik Martinsbrunn vor allem auch den Dienst der Blutabnahme, der so wie im Krankenhaus von der öffentlichen Hand finanziert wird, und deren Befunde in kürzester Zeit zur Verfügung stehen.
Gerhard Lipp: Diesen Dienst wird es auch weiterhin geben. Er wird pro Tag von ca. 50 Patienten genutzt. Es gibt kaum Wartezeiten und der Befund wird innerhalb kürzester Zeit per E-Mail oder Fax zugestellt, wenn ihn der Patient nicht selbst abholen kann oder will. Doch auch in den anderen Bereichen gibt es kaum Wartezeiten und Befunde werden möglichst noch am selben Tag ausgegeben. Wir sind auch mutig und denken daran, weitere spezielle Angebote anzuhängen. Wir versuchen herauszufinden, wo am Markt Mangel herrscht, wo Angebote fehlen und welche dieser Punkte zu uns passen.
Stadtanzeiger: Wird es auch in Zukunft eine Zusammenarbeit mit anderen Kliniken geben?
Gerhard Lipp: Es gibt mit allen Privatkliniken eine ausgezeichnete Gesprächsbasis. Wir haben uns schon vor zwei Jahren für einen Meinungsaustausch geöffnet. Es gibt auch eine konstruktive Arbeitsgruppe, die gemeinsam mit dem Land die Akkreditierungsrichtlinien durchforstet, um unsinnige Kostentreiber zu eruieren. Dabei gab es durchaus schon vernünftige Ergebnisse.