Jugendzentrum Jungle hat neuen Leiter
Besay Mayer im Porträt
Im Winter 2017 von Philipp Rossi
Mit 1. Jänner hat Besay Mayer die Leitung des Jugendzentrums Jungle in der St.-Joseph-Straße übernommen. Im Interview mit dem Meraner Stadtanzeiger erzählt Mayer über seine berufliche Laufbahn als Streetworker, über die Schwerpunkte, die er als Leiter setzen wird, sowie über die Merkmale und Eigenheiten der Meraner Jugendszene.
Meraner Stadtanzeiger: Herr Mayer, bisher waren Sie schon Streetworker, der Präsident des Ost-West-Clubs sowie SVP-Kandidat bei den vergangenen Gemeindewahlen. Könnten Sie uns bitte Ihren beruflichen Werdegang kurz schildern?
Besay Mayer: Mit 1. Jänner bin ich sozusagen dorthin zurückgekehrt, wo für mich alles begonnen hat, ins Jungle. 1998 trat ich nämlich in den Vorstand des Jugendzentrums ein, das gerade von der Galileistraße in den neuen Sitz in der St.-Joseph-Straße umgezogen war. Als leidenschaftlicher Skater lag es mir schon damals am Herzen, eine Skaterzone in Meran zu realisieren. Zudem erhielt ich einen tiefgründigen Einblick in die Vereinskultur und in die Arbeit mit den Jugendlichen. Nach der Tätigkeit im Jugendzentrum habe ich verschiedene Veranstaltungen im kulturellen Bereich, etwa das Festival „Undefined“, welches wir in Zusammenarbeit mit Universitätsstudenten über die Bühne gebracht haben, mitorganisiert. Anschließend konnte ich meine Tätigkeit als Streetworker, vorwiegend im Raum Meran, hauptberuflich ausüben.
MS: Und wie kamen Sie zum Ost-West-Club?
Besay Mayer: Als Streetworker hatte ich die Gelegenheit, den Ost-West-Club mehrere Male zu besuchen und so Michael Schwalt, den derzeitigen Präsidenten des Clubs, besser kennenzulernen. Mittlerweile hat der Club trotz der etwas stürmisch verlaufenen letzten Jahre den Höhepunkt in seiner dreißigjährigen Geschichte erreicht.
MS: Dann kam der Einstieg in die Politik.
Besay Mayer: Als politisch interessierter Mensch ist es mir wichtig, in der Gemeinde Meran mitzuwirken, damit gewisse Initiativen, die insbesondere die Jugendpolitik betreffen, vorangebracht werden. Ich bin mehr denn je der Überzeugung, dass es eine starke Vertretung für Jugendthemen braucht, um beispielsweise Orte entstehen zu lassen, an denen sich Menschen frei und spontan begegnen und aufeinander zugehen können. Und gerade damit etwas vorangebracht werden kann, glaube ich, dass ein politischer Einsatz vonnöten ist. In diesem Geist habe ich mich auch für die Wahl des SVP-Ortsausschusses Obermais, dessen Vize-Obmann ich aktuell bin, aufstellen lassen.
MS: Mit 1. Jänner haben Sie nun das Jugendzentrum Jungle übernommen. Worauf werden Sie im Zuge Ihrer Tätigkeit besonders Wert legen?
Besay Mayer: Glücklicherweise konnte ich mich in den vergangenen Monaten bereits in die Tätigkeit des Jugendzentrums einarbeiten. Ich musste feststellen, dass sich gewisse Projekte, die bereits 1998 angedacht worden waren, immer noch in der Planungsphase befinden. Das wohl größte Projekt betrifft zweifelsohne den Bau des Skater Parks, der nun endlich verwirklicht wird. Zudem planen wir, den letzten Stock des Gebäudes, in dem das Jungle untergebracht ist, endlich nutzbar zu machen, indem wir eine Hausmeisterwohnung und eine Übernachtungsmöglichkeit für Gruppen, die von außen kommen, schaffen. Wir wollen mit der Gerichtsbarkeit enger zusammenarbeiten und die Möglichkeit bieten, im Jungle im Rahmen verschiedener Aktivitäten Sozialstunden abzuleisten sowie eine Werkstatt einrichten, damit wir für kleinere Arbeiten nicht mehr auf Außenstehende angewiesen sind. Außerdem möchten wir die Zusammenarbeit mit den anderen Vereinen der Stadt verstärken.
MS: Ist das Jungle dafür ausschließlich auf öffentliche Beiträge angewiesen?
Besay Mayer: Mein Ziel ist es, so viel wie möglich zu realisieren, ohne bloß auf Gemeinde- oder Landesförderungen zählen zu müssen. Als ONLUS-Verein freuen wir uns über jede Geld- oder Sachspende, die wir für die zahlreich anstehenden Arbeiten investieren können.
MS: Wird sich etwas im Umgang mit den Jugendlichen, die das Zentrum besuchen, ändern?
Besay Mayer: Die Jugendlichen sollen das Zentrum als „ihr“ Zentrum sehen. Darum finde ich es durchaus in Ordnung, ihnen gewisse Freiheiten einzuräumen. Mir geht es vielmehr darum, ihnen eine pädagogische Begleitung zu bieten und Regeln gemeinsam aufzustellen, die dann aber für alle gelten.
MS: Meran hat zwei Sprachgruppen und 15 % Ausländer.
Besay Mayer: Die Tatsache, dass in Meran die deutsche und die italienische Sprachgruppe beinahe gleich groß sind, macht unsere Stadt einzigartig. Traditionell gibt es in Meran zwei eher deutsch- und zwei eher italienischsprachige Jugendzentren. Ich möchte jedoch, obwohl ich deutscher Muttersprache bin, kein „rein deutsches“ Jugendzentrum aufbauen, sondern einen Raum schaffen, in dem sich alle, egal ob Deutsche, Italiener oder Ausländer, zuhause fühlen.
MS: Welche Stärken, welche Schwächen zeichnen das Jungle im Moment aus?
Besay Mayer: Die größte Stärke liegt eindeutig in der großen Struktur des Gebäudes. Die beiden Schwächen betreffen einerseits die etwas periphere Lage sowie die turbulente Vergangenheit. Letzteres hemmt auch die Bereitschaft, neue Investitionen zu riskieren und neue Pfade einzuschlagen.