Kräuter im Kurhaus
Seit Jahrhunderten werden in Südtirol Kräuter gesammelt, rund 120 Heil- und Gewürzpflanzen kommen in unserem Land vor. Auf diesen zunehmend wichtigen Wirtschaftszweig macht das dritte Südtiroler Kräuterfestival am 26. Oktober 2013 im Kurhaus von Meran von 10 bis 17 Uhr aufmerksam. 16 Kräuteranbauer aus dem ganzen Land stellen sich und ihre Bioprodukte vor und bieten diese zum Verkauf an. Eine Apothekerin informiert über die Heilkraft der Kräuter, Kräuterpädagogen erzählen Kräutermärchen, Referate über Pflanzengötter und Pflanzenmythen runden das Festival ab. Der Eintritt ist frei.
Die ausstellenden Kräuteranbauer stammen aus St. Nikolaus/Ulten, Kaltern, Auer, Goldrain, Stilfs, Ahrntal, Pfalzen, Vintl, Niederolang, Rodeneck, Brixen, Pfitsch, Barbian, Kastelruth, Tesido/Monguelfo, St. Felix.
Margareth Lösch vom „Zum Oberen Hof“ in Kuppelwies baut seit zwei Jahrzehnten auf 1.200 Metern Meereshöhe auf einem der ältesten Höfe des Ultentals auf rund 1.400 Quadratmetern im Zuerwerb Kräuter an. Margareth Lösch war Gründungsmitglied der Südtiroler Kräutervereinigung vor 20 Jahren. Anfangs sei sie belächelt worden, als sie ihren Anbau nach streng biologischen Richtlinien ausrichtete. Ihre Vision ist Wirklichkeit geworden, ohne Bio gehe im Kräuteranbau und in der übrigen Landwirtschaft heute nichts mehr, sagt die Bäuerin. Die vier Töchter des Ehepaares Lösch arbeiten auswärts, helfen in ihrer Freizeit jedoch viel bei Anbau und Ernte der Kräuter mit. Das Zugpferd jedoch ist Margareth Lösch – ihr Mann kümmert sich um die Nutztiere und die übrige Landwirtschaft. Obwohl Margareth Lösch fast 70 Jahre alt ist, klingt ihre Stimme wie die einer jungen Frau, ihr Engagement und ihre Freude an den Kräutern sind hör- und spürbar.
Worauf haben Sie sich spezialisiert, Frau Lösch?
Margareth Lösch: Wir haben verschiedene Kräuteraufgüsse im Angebot. Sie tragen Namen wie Kaminfeuer, Magenfreund, Sportlertrunk, Mutterglück, Goldkehlchen oder Launische Tage. Wir bereiten verschiedene Gewürzmischungen wie Kräutersalze und Brotgewürze zu, machen Salben, Gesichtscremes, Duschgels und Shampoons, fertigen Kräuterkissen mit Schafwolle, mit Dinkel oder Zirmholzspänen an und vieles mehr.
Wo haben Sie sich Ihr Wissen um Kräuter angeeignet?
Margareth Lösch: Ich habe in den 90er-Jahren den vorgeschriebenen Kräuterfachkurs in der Laimburg besucht und die Prüfung abgelegt. Aber ich habe mich schon viel länger mit Kräutern beschäftigt, habe Bücher von Weidinger gelesen und viele andere alte Heilkräuterbücher. Mit Wildkräutern bin ich von Kindesbeinen an vertraut.
Was ist das Interessante an Kräutern?
Margareth Lösch: Alles an Kräutern ist interessant: ihre Wirkung, die bunte Farbenpracht, die Signaturenlehre. Diese besagt, dass Heilpflanzen Kennzeichen tragen, die verraten, welche Krankheiten sie heilen können. Ein Spruch hat es mir besonders angetan: „Kräuter sind das Lächeln vom Himmel“. So empfinde ich es auch.
Wie viel Arbeitskraft wenden Sie für die Kräuter auf?
Margareth Lösch: Ich wende meine ganze Kraft für die Kräuter auf, mindestens acht Stunden täglich, oft auch bis zu 15 Stunden, und das vom Frühjahr bis zum Winter. Im Frühjahr gilt es den Boden zu bereiten, zu pflanzen und zu jäten, bald danach kommen die ersten Blüten, sie müssen fachgerecht geerntet und verarbeitet werden. Das Ganze braucht auch Geschick bei der Vermarktung.
Wo bringen Sie die Kräuter an den Mann und die Frau?
Margareth Lösch: Wir haben am Hof ein Kräuterstübele eingerichtet, in dem wir unsere Produkte zum Verkauf anbieten, außerdem gehe ich auf Märkte im Burggrafenamt. Wenn man selbst viel arbeitet, lohnt sich der Aufwand, müssten wir allerdings jemanden dafür anstellen, ginge sich das bei unserer Anbaufläche nicht aus.