We ask Meran/o
Vorschläge zur Gestaltung der Ex-Rossi-Kaserne in Untermais erwünscht!
Im Herbst 2020 von Eva Pföstl
Seit knapp 20 Jahren stehen die Militär-Gebäude in Meran Untermais leer, schon lange wird die Übergabe des Areals vom Staat zum Land angekündigt. Damit nehmen die Spekulationen über die zukünftige Nutzung der 30 Hektar großen Fläche zu. Die leerstehenden Räume, die großzügigen Treppenhäuser und die verwilderten Innenhöfe des Kasernenareals haben in den letzten Jahren immer wieder Kulturschaffende angezogen: Für drei Jahre hat das Kunstfestival „[un]defined“ hier Platz gefunden und auch das „Emergency Festival“ war bereits auf dem Militärareal zu Gast. Eine Gruppe von Kulturschaffenden hat kürzlich ein partizipatives Projekt zur künstlerisch-kulturellen Nutzung des Kasernenareals in Meran in die Wege geleitet. Wir haben Stephan Pircher, den Projektkoordinator, um ein Gespräch gebeten.
Herr Pircher, worum geht es bei We ask Meran/o?
Wie der Name schon sagt, möchten wir die Meraner ansprechen, sich beim Entwicklungsprozess des Kasernenareals zu beteiligen. Auf unserer Webseite werden Personen vorgeschlagen, mit denen wir in Folge ein Telefoninterview führen. Das Interview wird auf der Webseite veröffentlicht. Das Ziel ist es, einen Gedankenraum aufzuspannen, Themen anzusprechen und eine breitere Diskussion anzuregen.
In einem zweiten Schritt wird basierend auf diesem Gedankenraum eine Umfrage erstellt, aus der sich ablesen lässt, in welche Richtung sich das Projekt entwickeln soll. Durch die Interviews, dem Feedback der Meraner und der Experten und räumlichen Ressourcen, lässt sich ein Vorprojekt erstellen, das präsentiert und vor allem diskutiert werden muss.
Ziel ist es, die Vorstellung der Bürger, Expertenmeinungen und Kommunalpolitik auf einen Nenner zu bringen.
Man weiß aus Erfahrung, dass nur durch das Einbinden der Bürger nachhaltige Projekte entstehen können. Wir zeigen mit unserer Webseite, wie so ein Prozess aussehen kann und laden die Menschen zum Mitmachen ein.
Wie unterscheidet sich Ihr Vorschlag vom Projekt Campus M, der ja zum SVP-Wahlkampfthema wurde?
Im Grunde sprechen wir vom selben…man will eine künstlerische kulturelle Nutzung der F. Rossi - Kaserne. Vom Ablauf her sind die Projekte aber grundverschieden.
Campus M rief aus Parteiinteresse zur Mitarbeit in der Vorwahlzeit auf, das hat vielen nicht geschmeckt. Viele Kulturschaffende beteiligen sich nicht an Campus M, da das Projekt als Propaganda verstanden wurde, zu Recht. We ask Meran/o hingegen befragt die Bürger, was sie wollen und ruft die Parteien anschließend auf, dieses Vorhaben zu unterstützen. Wir versuchen, das Projekt auf eine neutrale Ebene zu heben, um eine breitere Mitarbeit zu gewährleisten.
Wie soll der Realisierungsprozess vonstattengehen?
Realisiert werden kann so ein Projekt nur, wenn alle am gleichen Strang ziehen; schließlich wird hier „Stadt“ entwickelt. Auf Landesebene müssen die Konditionen mit dem Militär klargestellt werden, sowie ein Initial-Finanzierung für die Bereitstellung des Areals bzw. der Gebäude. Da Teile des Areals noch vom Militär genutzt werden, muss hier eine permanente Abgrenzung geschaffen werden. Der abgegrenzte Teil könnte der Gemeinde übertragen werden, sodass die Gemeinde flexibler mit der Fläche umgehen kann. Hier ist aber auch Vorsicht geboten! Danach ist vieles eine Frage der Art der Nutzung und des Programms; sprich des Projekts selbst. Welche Fläche wird von wem, für wie lange, für was genutzt. We ask Meran/o möchte zusammen mit den Bürgern diesen Fragen nachgehen und sie mit einem Vorprojekt beantworten.
Welche Reaktionen haben Sie bisher erhalten?
Das meiste Feedback kommt von 25- bis 45-Jährigen, für sie ist es klar, um was es bei „We ask Meran/o“ geht; es gibt auch kaum Fragen, dafür viel Unterstützung. Bei den etwas Älteren verhält sich das umgekehrt. Es gibt viele Fragen und mehr Skepsis. Ich denke, das ist ganz normal und auch gesund so. Eine jüngere Generation muss die ältere immer von ihren Absichten überzeugen, um Unterstützung zu bekommen.
Wie geht es weiter?
Die Entwicklung solcher Flächen darf nicht „schnell-schnell” gemacht werden. Wir müssen erst die richtigen tools auf Gemeindeebene entwickeln, um mit einer so großen Fläche richtig umzugehen. Eine Projektentwicklungs-Agentur, die im Auftrag der Gemeinde arbeitet, den Entwicklungsprozess begleitet und koordiniert, könnte ein solches tool sein.