... Sie gestatten ...
Im Sommer 2018 von Verena Maria Hesse
Hallo. Erfreut, Sie kennenzulernen. Ich war lange weg vom Fenster, deswegen halte ich es fast schon für angebracht, mich erneut vorzustellen: Sie gestatten: Ende Dreißigerin mittlerweile, normale Statur, braune, halblange Haare, 3-Minuten-Dutt, mittlerweile an den Schläfen leicht angegraut, Kleidungsstil war schon spannender vor ein paar Jahren – so viel zu Äußerlichkeiten. Und die interessieren ja immer am meisten, wie wir alle wissen. Gelernt hätte ich etliches in 5 Jahren Volks-, 3 Jahren Mittel-, 5 Jahren Oberschule und acht Jahren an der Uni bis zum Abschluss. Können tu ich alles ein bisschen und nichts wirklich. Ich bin bodenständig, hartnäckig, ungeduldig, oft laut und unbeherrscht, habe ein loses Mundwerk und kann schlecht mit Kritik umgehen (sagen alle anderen immer, die ich aber in diesem Sachverhalt für noch mieser als mich selbst halte). Eigentlich bin ich gesellig, umtriebig, sportlich, ich rede gerne über alles und noch mehr und es gibt nur wenige Themen, zu denen ich aus Prinzip (vor allem mit den „richtigen“ Gesprächspartnern) nichts zu sagen habe – und das ist eine Fähigkeit, die ich mir in den letzten Jahren in einem konstanten Prozess angeeignet habe, ich konnte nämlich vor ca. 10 Jahren nie meine Klappe halten. Zu keinem Thema und vor keinem Gegenüber.
Familienstand: noch immer ledig, 3 Kinder, das 4. unterwegs (übrigens der Grund, warum ich die letzten Monate über geschwiegen habe, da ich mich vor lauter Sorge darüber, rechtzeitig mit meiner Übelkeit eine Toilette zu finden, nicht um Sie da draußen kümmern konnte).
Ich war ursprünglich, vor sage und schreibe 8 Jahren dazu „engagiert“ worden, Ihnen etwas über Architektur und Mode zu liefern, ich sollte in diesem Format hier kreativ sein, habe Sie bald jedoch eher mit Anekdoten über dieses und jenes „unterhalten“, habe Ihnen mein Herz ausgeleert, meine Meinung übers Einrichten, Tätowiertsein, Anziehen, Frisieren, Kochen, Essen, über zwischenmenschliche Beziehungen aller Art kundgetan, über guten und schlechten Geschmack philosophiert, über Reden und Schweigen, den richtigen Moment im Leben und die falschen Prioritäten.
Was haben wir über Weihnachten geredet, über Ostereier und deplatzierte Geschenke, über großes Kino und kleine Alltagssorgen. Ich habe Sie zugetextet mit Muttertag, Vatertag, Sommerfrische, Silvesterparty, meiner eigenen Lebenskrise und mehr als einmal dem Dasein als Jungmutter und den damit verbundenen Annehmlichkeiten.