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Die Galeristin (4)

Ein Meran-Krimi von Siegfried Schneider

Lesezeit: 13 min

Im Sommer 2010 von Siegfried Schneider

Dieser Artikel erschien vor 11 Jahren im Meraner Stadtanzeiger und ist unter Umständen nicht mehr ganz aktuell

Samstag, 30. Jänner

Tanner hatte seinen Mantel noch an, als Reisinger mit einem Kaffee herein kam. „Du bist spät dran.“ Tanner nickte. „Aber erzähl' es nicht weiter. Gibt's was Neues von dem Einbrecher?“ „Das Krankenhaus hat vorhin angerufen. Er liegt noch im Koma.“ Kurz darauf erschien Gernot Angerer mit seinem Anwalt auf dem Kommissariat. Dr. Erich Haller, ein Mann um die 60, kam gleich zur Sache. „Das ist kein leichter Gang für meinen Mandanten. Aber nach Abwägung der Dinge habe ich ihm geraten, zu kooperieren. - Auch wenn er sich damit ein Strafverfahren einhandelt.“ Tanner und Reisinger sahen sich an. „Sie meinen... diesen Unfall auf der MeBo?“ Haller nickte. „Da kommt einiges zusammen“, sagte Reisinger und begann, aufzuzählen. „Verkehrsgefährdung, Körperverletzung, unterlassene Hilfeleistung, Fahrerflucht...“ „Aber kein Mord. Sie verdächtigen meinen Mandanten, seine Frau umgebracht zu haben.“ „Er hat kein Alibi für die Tatzeit“, sagte Tanner. „Und er hatte ein Motiv.“

„Sein Alibi bin ich.“ Als erfahrener Strafverteidiger wusste Haller um die Wirkung seiner Worte und legte eine gezielte Pause ein, bevor er weiter sprach. „Herr Angerer und ich waren an diesem Abend bei der Familie des kleinen Mädchens und haben einen Ausbildungsvertrag unterschrieben. Herr Angerer leistet bereits seit einigen Monaten freiwillige Zahlungen an die Familie Pasquale. Außerdem hat sich Herr Angerer bereit erklärt, die Kosten für eine noch anstehende Operation zu übernehmen, die, nach Auskunft der Ärzte, zur vollständigen Genesung der kleinen Elena führen wird. Die Familie Pasquale hat sich im Gegenzug bereit erklärt, die Anonymität meines Mandanten zu wahren und auf eine Anzeige zu verzichten.“ Gernot Angerer, der die ganze Zeit mit säuerlicher Miene dagesessen hatte, fühlte sich zu einem Schlusswort gemüßigt. „Ich trage die Konsequenzen für diesen Verkehrsunfall; aber mit dem Mord an meiner Frau habe ich nichts zu tun.“

Furlan brachte die beiden hinaus. Tanner holte tief Luft, als hätte er die ganze Zeit geredet. „Das war ein Auftritt. Was? Jetzt bleibt uns nur noch die stumme Aussage von Nicole Angerer.“ „Du meinst die Spuren unter ihren Fingernägeln.“ „Ja. Die DNA-Analyse. Haben die sich schon gemeldet?“ Reisinger stand auf. „Ich ruf' da noch mal an.“

Stefan Gaiser kam aus seinem Büro, weil er im Verkaufsraum ein Geräusch gehört hatte, und starrte in den Lauf einer Pistole. „Was soll das?“ Arnold Palm kam einen Schritt auf ihn zu und entsicherte die Waffe. „Ganz ruhig. Wir setzen uns jetzt in Ihren Wagen und fahren dahin, wo Sie das Bild versteckt haben.“ „Ich habe das Bild nicht“, versicherte Gaiser. „Das können Sie der Polizei erzählen. Ich weiß, dass Sie es haben. Und jetzt ein bisschen hoppla.“

„Angerer können wir von unserer Liste streichen“, sagte Tanner, als er zu Terranostra und Valetta in den Wagen stieg. „Und was wollt ihr in Lana?“ Terranostra wies Valetta an, loszufahren. „Ein Mann hat angerufen und gesagt, dass sein Freund Arnold Palm, der in den letzten zwei Tagen bei ihm gewohnt hat, seit heute Morgen abgängig ist. Und er hat gesagt, dass Palm bewaffnet ist.“ Terranostras Handy klingelte. Er drückte die On-Taste und hörte. „Haben wir das Kennzeichen? Okay. Durchsage an alle. Und die Kollegen in Bozen und Schlanders alarmieren. Ende.“ Er steckte das Handy wieder ein. „Gaiser ist entführt worden. Wie's aussieht, in seinem eigenen Wagen. Nachbarn haben den Vorfall gemeldet.“ Valetta kehrte um. „Du glaubst, das war Palm?“ fragte Tanner. „Hast du einen besseren Vorschlag?“

Unterwegs zur Galerie hörten sie über Funk, dass eine Carabinieri-Streife Gaisers Wagen auf der alten Reichstraße nach Bozen gesichtet hatte. „Auf Abstand dran bleiben“, gab Terranostra durch. „Kein Zugriff.“

Gaiser bog von der Hauptstraße auf einen Schotterweg ab, wo nach 300 Metern hinter einer Baumgruppe das halbverfallene Gewächshaus einer Gärtnerei auftauchte, die es schon lange nicht mehr gab. Gaiser hielt an. „Hier ist es.“ „Aussteigen“, befahl Palm. „Und keine Dummheiten.“ Sie betraten das Gewächshaus durch eine Seitentür, die nicht verschlossen war. Gaiser zog eine Plane zur Seite, auf der leere Plastik- und Keramiktöpfe, Drahtrollen und alte Lappen lagen. Darunter kam eine Eisentür zum Vorschein, durch die man über eine Betontreppe in einen Kellerraum gelangte. Im Halbdunkel erkannte Palm einen Wassertank, eine alte, verrostete Pumpe und defekte Versorgungsrohre, die von der Decke herunterhingen. Stefan Gaiser ging zögernd auf einen zweitürigen Stahlschrank zu, der in der hintersten Ecke des Kellers stand. Der Schrank war mit zwei Schlössern gesichert.

„Ihr Safe?“, höhnte Palm und stieß ihm die Pistole in den Rücken. Mit den Schlüsseln, die er an einer Kordel in der Tasche hatte, öffnete Gaiser die beiden Türen. „Da ist der Koffer.“ Palm schob Gaiser ungeduldig zur Seite. Die nackte Gier hatte ihn gepackt. Gaiser nutzte diesen Moment der Unaufmerksamkeit und schlug Palm die Schranktür in den Rücken. Der Professor verlor das Gleichgewicht und fiel vornüber. Gaiser rannte auf die Treppe zu. Palm war sofort wieder auf den Beinen und feuerte mehrere Schüsse auf den Flüchtenden ab. Gaiser spürte den Schlag gegen seine Wade. Aber es gelang ihm, die Treppe hinaufzukommen und oben die Eisentür zuzuschlagen. Humpelnd lief er ins Freie, lehnte sich tief durchatmend an einen Baum und sah im selben Moment Tanner, den Maresciallo und ein halbes Dutzend Carabinieri aus ihren Wagen springen und auf das Gewächshaus zulaufen. Von drinnen waren weitere Schüsse zu hören. „Der Mann ist verrückt“, stammelte Gaiser. Während Terranostra und zwei seiner Leute mit gezogenen Waffen in das Gewächshaus stürmten, kümmerte sich Tanner um den verletzten Gaiser. Einer der Carabinieri kam mit einem Verbandskasten. „Nur ein Streifschuss“, stellte Tanner fest.

Furlan und Eller, die er unterwegs angefordert hatte, trafen fünf Minuten später ein, und nachdem die Wunde fürs Erste versorgt war, brachten sie Gaiser zum Wagen. Kurz darauf sahen sie, wie Palm in Handschellen aus dem Gewächshaus abgeführt wurde, und dahinter Terranostra mit dem Koffer.

„Was wird aus dem Bild?“ fragte Gaiser, als Tanner einstieg. Furlan, der sich ans Steuer gesetzt hatte, fuhr los. „Das kriegt jetzt erst mal der Staatsanwalt“, sagte Tanner. „Es gehört mir“, protestierte Gaiser. „Ich weiß. Und mir gehört die 'Mona Lisa'. Wollen wir tauschen? – Mensch, Gaiser! Reden Sie endlich. Das ist ihre letzte Chance, mit einem Geständnis einigermaßen aus der Sache raus zu kommen.“ Gaiser überlegte einen Moment. „Okay. Sie haben recht. Bevor ich mir einen Mord anhängen lasse.“ Und er erzählte, was an dem Tatabend passiert war. Dass Nicole Angerer nach ihrer Rückkehr von der Bank im Büro mit ihrer Mutter in Frankreich telefoniert hat, und dass er, weil das immer ein sehr langes Gespräch war, genügend Zeit hatte, den Autoschlüssel aus ihrer Manteltasche zu nehmen und den Klimakoffer in ihrem Wagen mit einem gleich großen leeren Koffer zu vertauschen. „Als ich die Galerie gegen 6 verlassen habe, hat sie noch gelebt.“ „Und warum hat Palm behauptet, dass das Bild eine Fälschung ist?“ „Weil er ein gerissener Hund ist. Er wollte jedes Aufsehen um das Bild vermeiden. Wenn das in der Öffentlichkeit bekannt geworden wäre, hätte er sich das Geschäft mit dem Watteau abschminken können.“ „Das können Sie jetzt auch.“

Im Kommissariat nahmen sie Gaisers Aussage zu Protokoll. „Was passiert jetzt mit ihm?“ fragte Furlan, nachdem sie Gaiser in die Obhut eines Sanitäters gegeben hatten. „Solange wir ihm nicht den Mord oder wenigstens eine Beteiligung daran nachweisen können – nichts. Als Mitinhaber der Galerie kriegen wir ihn nicht mal wegen Diebstahl dran.“

Reisinger rief aus dem Krankenhaus an. „Feldmann, du weißt schon, der Einbrecher, ist aus dem Koma erwacht und hat ausgepackt. – Außerdem hat sich ein Zeuge gemeldet, der an dem Abend was gesehen hat.“

Terranostra war unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Bozen ins Kommissariat gekommen. Lukas Tanner stand an seinem Schreibtisch und legte den Telefonhörer auf, als der Maresciallo hereinkam. „Kaffee?“ Terranostra verzog das Gesicht. „Bitte nicht.“ „Ich wollte dir ja auch keinen Gefallen tun.“ „Was hat Gaiser gesagt?“ „Er hat zugegeben, dass er das Bild genommen hat; aber den Mord hat er bestritten.“ „Und Palm?“ „Nichts. Kein Wort. Nicht ohne meinen Anwalt. Das haben sie inzwischen alle drauf.“ „Dafür hat der Einbrecher geplaudert“, sagte Tanner und nahm Reisingers Mitschrift aus dem Krankenhaus von dem Aktenstapel. „Er hat überlebt?“ „Er lebt und kann reden. Palm hat ihm für die Beschaffung des Bildes 10.000 Euro versprochen. Deshalb ist Feldmann bei Gaiser eingestiegen.“ Reisinger kam herein. „Hier ist die Aussage des Mannes, der am Tatabend gegen 19 Uhr mit seinem Hund an der Galerie vorbeigekommen ist. Er hat gesehen, dass eine Frau aus dem Haus gerannt, in ihren Wagen gestiegen und eilig weggefahren ist.“ „Eine Frau?“ „Ja, da ist er sich ganz sicher.“

„Gut“, sagte Tanner, „verabschieden wir uns mal für einen Moment von Palm.“ Er sah Terranostra an. „Fällt dir eine Frau ein, die ein Motiv gehabt haben könnte, Nicole Angerer umzubringen?“ Terranostra musste nicht lange überlegen. „Nur eine.“ „Genau.“ Tanner gab Reisinger das Protokoll von Gaisers Aussage, dann folgte er Terranostra, der schon vorausgegangen war. Reisinger sah ihnen hinterher. „Würdet ihr mich bei Gelegenheit mal in euren Wissensstand einweihen?“

Tanner und Terranostra hielten vor dem Haus in der Katzensteinstraße. Gernot Angerer öffnete ihnen die Tür. „Kommen Sie herein. Ich hab' Sie erwartet.“ Tanner und Terranostra betraten das Haus. Tanner schaute sich um. „Wir sind nicht Ihretwegen hier.“ „Ich weiß. Sie wollen zu meiner Schwester. Sie ist nicht da. Sie holt die Kinder ab.“ „Das ist keine gute Idee“, sagte Tanner. Angerer bat sie ins Wohnzimmer. „Wollen Sie Platz nehmen?“ Weder Tanner noch Terranostra reagierten auf seine Frage. „Seit wann wissen Sie es?“ fragte Tanner. Angerer ging zu dem Wandschrank, goss sich einen Whisky ein und trank ihn in einem Zug. „Seit einer Stunde. Sie hat gesagt, sie holt die Kinder ab und würde danach zur Polizei gehen.“ Terranostras Handy läutete. Er sah Tanner an, zuckte entschuldigend mit den Schultern und ging hinaus. „Ihre Schwester hat Nicole Angerer gehasst.“ Angerer wollte sich ein zweites Glas eingießen, stellte die Flasche aber wieder ab. „Ich hab' das nicht geahnt“, sagte er in einem wehleidigen Ton, der Tanner Übelkeit bereitete. „Ich wollte es auch nicht wissen. Aber im Nachhinein... Ja, es muss wohl so gewesen sein. Als Nicole mit Gaiser, ich meine, als meine Frau mich verlassen hat, habe ich nur meine eigene Verletzung gespürt. Dass Brigitte auch gelitten hat, ist bei mir gar nicht angekommen.“ Jetzt goss er sich doch nach. „Wenn es um Gefühle geht, sind wir alle Egoisten.“ „Darf ich Sie mal unterbrechen, Herr Angerer. Ich mag diese Rechtfertigungen nicht. Erst recht nicht aus zweiter Hand.“ „Brigitte wird sich nicht rechtfertigen“, sagte Angerer. „Dazu ist sie zu stolz. Sie hat Gaiser das Geld gegeben, mit dem er sich in die Galerie eingekauft hat. Dann hat ihr Nicole den Mann weggenommen, mit dem sie viele Jahre zusammen war. Und jetzt wollte sie auch noch die Kinder, die ihr ans Herz gewachsen waren. Für sie hat sie ihre Arbeit in der Apotheke aufgegeben.“ Tanner wurde ungeduldig. „Was wissen Sie?“ „Meine Schwester ist zu ihr in die Galerie gefahren. Sie haben gestritten, und dabei hat sich wohl in wenigen Minuten entladen, was sich in Monaten aufgestaut hatte. Eine Affekthandlung...“ „Die Bewertung überlassen wir dem Gericht“, sagte Tanner.

Sie hörten den Wagen, der vor der Einfahrt hielt. „Meine Kinder“, sagte Angerer und ging hinaus. Tanner folgte ihm. Die beiden Buben stiegen aus und liefen auf ihren Vater zu. „Gehen Sie bitte mit ihnen ins Haus“, sagte Tanner. Etwas abseits stand Terranostra und telefonierte immer noch. Während er sprach, gab er Tanner mehrfach Zeichen. Aber Tanner verstand nicht, was er meinte.

Brigitte Angerer war hinter dem Steuer sitzen geblieben und starrte teilnahmslos vor sich hin. Sie trug eine dunkle Lederjacke und um den Hals einen dicken Winterschal. Tanner ging auf den Wagen zu und öffnete die Tür. Er war sich sicher, dass er nur noch einen Schritt von der Wahrheit entfernt war.

„Steigen Sie bitte aus.“ Brigitte Angerer schien ihn nicht zu hören. Er fasste ihren Arm. „Lassen Sie das“, fauchte sie ihn an. Tanner ließ ihr Zeit. „Sie wissen, warum wir hier sind“, sagte er, als sie ausgestiegen war. „Ja“, antwortete sie leise, ohne ihn anzusehen. „Sie haben Ihre Schwägerin umgebracht. Mit einem Schal erwürgt.“ Brigitte Angerer fuhr plötzlich herum. „Das ist nicht wahr. Ich habe sie nicht erwürgt. Es war ein Unfall. Wir haben gestritten. Ich habe ihr eine Ohrfeige gegeben, weil sie mich verspottet hat. Sie ist mit dem Kopf auf die Schreibtischkante geschlagen und zu Boden gestürzt.“ Brigitte Angerer schloss die Augen, als hätte sie das Bild vor sich; schwieg einen Moment, bevor sie schleppend weitersprach. „Sie hat da gelegen und nicht mehr geatmet. Überall war Blut... Ich bin weggerannt.“ „Wann war das?“ Brigitte Angerer überlegte. „Gegen 7.“ Sie schaute zu den Fenstern. “Und jetzt kommen Sie von dem Haus weg. Würden Sie bitte Ihren Schal abnehmen.“ Brigitte Angerer sah ihn an. „Was soll das?“

Terranostra kam auf sie zu und zog Tanner zur Seite. „Wir sind auf der falschen Hochzeit. Palm hat sich in seiner Zelle erhängt.“ Tanner holte tief Luft. „Das ist mehr als ein Geständnis.“ „Ja. Und die Kratzspuren an seinen Unterarmen hat er sich auch nicht selbst beigebracht.“

Franz Reisinger hatte seinen großen Auftritt, als Tanner und Terranostra zurückkamen. „Ich kann euch sagen, wie es war.“ Tanner bückte sich und hob einen Kugelschreiber auf, der vom Schreibtisch gerollt war. Terranostra setzte seine Mütze ab. Reisinger räusperte sich einmal kurz. „Gehen wir weiterhin davon aus, dass die Tatzeit zwischen 19 und 21 Uhr war?“ Tanner nickte. „Die Frau, die der Zeuge gesehen hat, war Brigitte Angerer?“ „Esatto“, sagte der Maresciallo. „Aber sie hat Nicole Angerer nicht umgebracht.“ „Nein.“ Reisinger fuhr fort. „Sagen wir, eine halbe Stunde, nachdem Brigitte Angerer fort war, tauchte Palm in der Galerie auf. Vielleicht wollte er nur nachschauen, warum Nicole Angerer nicht zu der Verabredung erschienen war. Vielleicht war er aber überhaupt nur nach Meran gekommen, um sich in den Besitz des Bildes zu bringen. Nach allem, was danach geschehen ist, glaube ich eher Letzteres. – Jedenfalls gab es Streit um das Bild. Der joviale Herr Professor zeigte plötzlich sein wahres Gesicht. Er stürzte sich auf Nicole Angerer und erwürgte sie mit ihrem eigenen Schal...“ Terranostra wollte ihn unterbrechen. Aber Tanner hielt ihn mit einer Handbewegung davon ab. „Danach hat er sie scheinheilig angerufen und auf ihren Anrufbeantworter gesprochen.“ Er machte eine kleine Pause. „Palm wusste, dass Nicole Angerer das Bild aus dem Banksafe geholt hatte. Aber der Koffer war leer, weil sich Gaiser, wie wir wissen, schon vor ihm bedient hatte.“ „Und woher weißt du, dass Palm der Mörder ist?“ Er nahm ein Papier auf. „Ich hab' hier die Analyse aus Padua. Ist vorhin gekommen. Die DNA von den Hautfetzen unter den Fingernägeln von Nicole Angerer ist identisch mit der auf dem Taschentuch.“ „Was für ein Taschentuch?“ Franz Reisinger genoss die Verblüffung der beiden. „Als Palm hier aufgekreuzt ist und Nicole Angerer als vermisst gemeldet hat, hat er einige Papiertaschentücher voll geschnäuzt. Eins davon hab' ich einer weiteren Verwendung zugeführt und nach Padua geschickt.“

„Palm ist tot“, sagte Tanner. „Er hat sich umgebracht.“ Reisinger schien das nicht zu erschüttern. „Tja. - So kommt eins zum anderen. Und am Ende fügen sich alle Puzzle-Teile zusammen.“

Terranostras Blick war voller Respekt. Und Tanner versetzte dem 'Alten' einen freundschaftlichen Stoß gegen die Brust. „Ich werde nicht zulassen, dass du irgendwann in Pension gehst.“ Reisinger wich zurück. „Danke für die Ehre; aber ein guter Blauburgunder wär' mir jetzt lieber.“

Ende.

Ausgabe 15/2010
Meraner Stadtanzeiger 15/2010
Fr, 30. Jul 2010

  • Ab ins kühle Nass!
  • Urige Wörter
  • Attacke auf unser Grundrecht
  • Fünf Finger genügen
  • Die Galeristin (4)
  • Almenwanderung am Naturnser Nörderberg
  • Erneuerte Bildstöcke bei der...
  • Flurnamen Quellen historischer Forschung
  • Zwölf Uhr mittags am Sandplatz

PDF-Download 15/2010

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