Jippie! Times are changing
Im Winter 2012 von Verena Maria Hesse
Die absolute Galgenfrist für Weihnachtsdeko und Glitzer-Blinker-Accessoires in meiner Wohnung ist der Abend des 6. Jänner.
Sosehr ich mich vor Weihnachten und vom Fest bis zum eben genannten Datum über alles freuen kann, was leuchtet und meine Wohnung temporär in ein Farb- und Lichtermeer verwandelt, sosehr hasse ich all das Zeug nachher.
Ich kann es beinahe nicht mehr ertragen, wenn nach der Weihnachtszeit noch irgendwo etwas Tannenähnliches rumsteht und bewundert werden will, egal ob in Kranz- oder Baumform, ich mag keine Christmassongs mehr aus dem Radio hören (aber das ist auch mehr als nachvollziehbar, nachdem wir seit Mitte November damit gequält werden), ich mag keine Goldsprays mehr an den Fenstern sehen und ich mag keine Zimtsterne mehr in meiner Süßigkeitenvorratsschublade rumkullern haben.
Nichts davon ist ernst, meine Damen und Herren.
Es ist ein Spiel. Es ist Spaß, also nur zu. Spielen Sie verrückt!Jean Paul Gaultier
Ikea braucht nicht mehr mit Glögg die Kunden aus aller Herren Länder anlocken, denn Knut ist auch schon fast wieder Schnee von gestern.
Ich mag kein Früchtebrot mehr kauen und keinen Glühwein mehr trinken, ich verzichte freiwillig auf Pandoro (obwohl ich den erstens sehr, sehr gerne mag und zweitens heuer nicht eine Scheibe davon zu Gesicht bekommen habe) und auf Glückwünsche meiner Familie und Freunde. Bleigießen ist abgeschlossen, wir wissen, was uns laut Horoskop 2012 erwartet. Marzipanschweine, denen bis jetzt noch keine Nichte und kein Neffe die Schnauze weggerissen haben, sind zum Hartwerden und Austrocknen verdonnert.
Ich möchte bitte heuer bis zum Dezember im Fernsehen keine sentimentalen Jahresrückblicke mehr über mich ergehen lassen müssen und keine Aufrufe zu Spendenaktionen für Familien in Not im eigenen Land.
Die Promenade ist Gott sei Dank mittlerweile vom Weihnachtsmarkt „gereinigt“ und man kann dort als Einheimischer sogar wieder einen Kinderwagen durchmanövrieren, ohne ernsthaft Gefahr zu laufen, mit Apfelglühmix begossen zu werden oder durch den Zigarettenstummel eines glühweintrinkenden, norditalienischen Touristen ein Andenken in den neuen Monclear Mantel tätowiert zu kriegen.