Zusammenleben in Südtirol heute
1920-2020: Von der Annexion über die Option bis zum Proporz.
Im Herbst 2020 von Dr. Ferruccio Delle Cave
Tagung über das Zusammenleben in der Akademie Meran
Vom 22. bis 24. Oktober wird die Forschungsgruppe „Grenzkulturen“ der Universität Urbino eine thematisch wie inhaltlich breit angelegte Tagung zum Zusammenleben in Südtirol veranstalten. Prof. Luca Renzi, Germanist an der Universität Urbino und profunder Kenner von Südtirols Geschichte und Kultur, ist es gelungen, in Zusammenarbeit mit der Akademie Meran und dem Südtiroler Künstlerbund, 25 namhafte Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland, aus Südtirol und dem Trentino als Referenten für die Tagung zu gewinnen. Der Titel „1920-2020. Von der Annexion über die Option bis zum Proporz: Zusammenleben in Südtirol” ist vor dem Hintergrund von Europas Krise nicht nur brandaktuell, sondern will, ausgehend von den historischen Hintergründen unseres Landes, Entwicklungslinien nachzeichnen, die zur heutigen Situation geführt haben.
Die Tagung ist auf fünf Sektionen an drei Halbtagen vom Nachmittag des 22. Oktober bis zum 24. Oktober ausgerichtet. Der rote Faden der Tagung – nicht von ungefähr im Monat Oktober 2020, ein Jahrhundert nach der rechtlich wirksamen Annexion Südtirols an das italienische Königreich – ist das Zusammenleben in Südtirol heute, nicht ohne eine historische, soziologische und politische Analyse. Eine paritätische Teilnahme von Referenten aus allen drei Südtiroler Sprachgruppen ist dem Tagungsprogramm zu entnehmen. Der forschungsbezogene Rahmen der Tagung orientiert sich am Projekt „Culture di confine: Südtirol/Europa/Mediterraneo”, das, unter der Leitung von Luca Renzi, von einer Forschergruppe an der Universität Urbino entwickelt worden ist. Die einzelnen Beiträge der Tagungsteilnehmer wollen der vielfältigen politischen, historischen und kulturellen Wirklichkeit Südtirols gerecht werden. Zudem soll die Tagung auch Forschungsmodelle liefern, die auch für das übrige Europa und die Mittelmeerstaaten eine wissenschaftlich ausgearbeitete Fallstudie darstellen können. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Studien und Untersuchungen, so im historischen Bereich die Zeitschrift „Geschichte und Region / Storia e regione”, in der etliche Historiker den Pfad ideologisierter historischer Betrachtung verlassen haben und sich auf eine seriöse Erforschung der Faktoren für das Zusammenleben und der Erfassung historischer Fakten eingelassen haben. Die Tagung zum Zusammenleben in Südtirol will nun den historischen Kontext ausleuchten, innerhalb welchem nationalistische Eingrenzungen gewachsen sind und wie sich Zusammenleben entwickelt hat, dies in engem Bezug mit der historischen Entwicklung, mit dem juridischen, soziokulturellen und sprachlichen Kontext. Ferner sind Faktoren wie der Heimatbezug und die eigene Herkunft sowie das Verhältnis zur heutigen Zeit und zum Territorium, dann zum Diskurs über Minderheiten, Religion und Ethik, nicht unwichtig. Von zentralem Interesse wird es sein, die verschiedenen wissenschaftlichen Ansätze und Studien miteinander in Verbindung zu bringen. Denn ein so komplexes Thema wie das Zusammenleben in Südtirol und dessen historische Ausformung und Entwicklung kann nur im Lichte eines multiperspektivischen Forschungsansatzes erfolgen.
Die fünf Sektionen haben folgende Themen: Passaggi / Übergänge, Identità / Identitäten, Sguardi esterni / Blicke von außen, Culture / Kulturen sowie Problemi aperti / Offene Fragen.