Die K-Frage
Im Sommer 2020 von Dr. Johannes Ortner
Die K-Frage ist in Meran nicht die Frage „wer kann Kanzler-/in?“, sondern diejenige nach der korrekten Schreibung des Taufnamens von Carl Wolf (1848‒1912). Der verdienstvolle Meraner Theaterleiter und Schriftsteller schrieb sich Zeit seines Lebens mit „C“. 1911 wurde die bisherige Gratscher Straße in Karl-Wolf-Straße (mit „K“!) umbenannt. Dieses deutsche „K“ geht auf die Reform zurück, die 1901 auf der Orthographischen Konferenz in Berlin beschlossen wurde. Dabei sollten Fremdwörter konsequenter als bisher in das deutsche Schriftsystem integriert werden: aus einer Composition wurde eine Komposition, der Conditor schrieb sich Konditor, aus der Pharmacie wurde die Pharmazie. Diese Neuerung machte auch vor geografischen Namen und Eigennamen nicht halt: Cöln und Cassel mutierten zu Köln und Kassel, während Cottbus und Coburg ihr „C“ behalten durften. Die Neigung zum moderneren „K“ zeigte sich auch im damaligen Maiser Straßennamen „Clementgasse“ (heute Kastanienweg), der im Adressbuch von 1909 plötzlich „Klementgasse“ lautete.
Heute heißen in Deutschland Mädchen schon mal „Kosima“. Das im romanischen Schriftbild exotische „K“ hat auch in der italienischen Subkultur seine Anziehungskraft: „Ma ke kosa fai?“ ist an die Mauer so mancher Unterführung gesprayt. Wie auch immer: Bei der Neubenennung einer Mittelschule vor wenigen Jahren besann man sich auf die correcte Schreibung des Taufnamens von Carl Wolf – dem „Vergnügungs-Arrangeur“ (heute heißt das „Eventmanager“) des k.k. Curortes. Meran hätte wohl seine Freude daran.