Franziskus erteilt Bienen und Imkern den päpstlichen Segen
Im Herbst 2021 von Dr. Luis Fuchs
Zu einer Audienz beim Papst Franziskus ist die Biobäuerin Annemarie Gluderer vergangene Woche empfangen worden. Die Vinschger Bäuerin vertritt offiziell die Initiative „Bienen und Bauern retten“, welche europaweit Unterschriften sammelt, um die Landwirtschaft in der EU bienenfreundlicher zu gestalten. „Wir müssen jetzt sofort aktiv werden, das sind wir nicht nur unserer Umwelt, sondern auch unseren Enkeln schuldig“, mahnt die Kräuterpädagogin und Inhaberin des Goldrainer Kräuterschlössls eindringlich. Die schrittweise Abkehr von synthetischen Pflanzenschutzmitteln wird in der Petition als eines der Hauptziele angestrebt. Weiters sollen Maßnahmen zur Erhöhung der Artenvielfalt gefördert und die Bäuerinnen und Bauern bei der Umstellung auf ökologische Landwirtschaft unterstützt werden. Die Biobäuerin hat sich auf einer „Italientour“ mit an der Initiative interessierten Organisationen getroffen und für das gemeinsame Anliegen geworben. Die gesammelten Botschaften hat die Bäuerin dem Papst überreicht; für den Erfolg der Initiative wurde ihr der Segen von „ganz oben“ erteilt. Bis Ende September sollten auf EU-Ebene eine Million Unterschriften gesammelt werden.
Wer hat sich in der Vergangenheit für den Schutz der Bienen und Imker eingesetzt? Bekannt ist der heilige Ambrosius als „klassischer“ Schutzpatron der Imker. Der Legende nach soll ein Bienenschwarm über ihm als Kind in der Wiege Honig in seinen Mund geträufelt haben, ohne ihn zu stechen. Hierdurch sei ihm, einem der vier großen Kirchenväter, seine spätere „honigsüße“ Sprache verliehen worden. Der Bienenkorb gilt aus diesem Grunde auch als Attribut des hl. Ambrosius, des Bischofs von Mailand.
„Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben.“ In nahezu jedem Artikel über das Bienensterben taucht dieser Bienen-Satz auf, der fälschlicherweise Albert Einstein zugeschrieben wird und zu den am weitesten verbreiteten falschen Zitaten zählt. Die Geschichte dieses Zitats ist ziemlich verworren. Der belgische Sachbuchautor Maurice Maeterlinck veröffentlichte 1901 ein Buch über „Das Leben der Bienen“. Nach Schätzung des Autors würden mehr als 100.000 Pflanzenarten aussterben, wenn die Bienen als Befruchter ausfielen. In einer irischen Bienenzeitschrift brachte 1966 ein Artikel einen neuen Aspekt ins Spiel, nämlich statt der 100.000 Arten die vier Jahre: „Professor Einstein hat ausgerechnet, dass wenn alle Bienen von der Erde verschwinden würden, vier Jahre später alle Menschen auch verschwunden wären.“ Diesem Satz ist ein zähes Leben beschieden. Seitdem sich im neuen Jahrtausend die Berichte über das Bienensterben häufen, wird das angebliche Einstein-Zitat stets ins Spiel gebracht. Der Wissenschaftsjournalist Hans Schuh hat sich mit Einsteins Bienenprophezeiung eingehend befasst und festgestellt, dass weder in den publizierten Schriften noch im Nachlass Einsteins dieses Zitat enthalten ist. Trotzdem hat der Wissenschaftler Einstein ohne sein Zutun einen wertvollen Beitrag für den Bienenschutz geleistet; der Autoritätsgläubigkeit ist es zu verdanken. Übrigens gibt es einen Bezug zwischen Einstein und der Biene: Einsteins Schwester hieß Maja.