Hamstern – das beliebte Steckenpferd
Im Sommer 2022 von Dr. Luis Fuchs
Im Nationalpark Stilfserjoch setzen die Rothirsche dem Bergwald arg zu, sodass das ökologische Gleichgewicht aus den Fugen gerät. Die Landesregierung hat nun den „Rothirschplan 2022-26“ genehmigt, wonach geschulte „Entnahmespezialisten“ die Rotwilddichte entsprechend reduzieren werden. Doch Südtirols Jägern droht die Munition auszugehen. Durch die Covid-Krise ist die Munitionsproduktion gedrosselt worden und die in den USA erwarteten Verschärfungen im Waffengesetz haben zu Hamsterkäufen von Munition geführt. Zudem wurden durch den Krieg in der Ukraine knappe Rohstoffe in die Rüstungsindustrie abgeleitet. Südtirols Waffenhändler bestätigen, Munition sei oft ausverkauft und, wenn verfügbar, nur zu erhöhten Preisen zu haben.
Beim Ausbruch der Corona-Pandemie kauften einige Leute die Supermärkte leer; Toilettenpapier und Konserven waren die begehrtesten Artikel. Das „Hamstern“ hat Vorbilder in der Natur. Die Hamster mit ihren dicken Pausbacken ziehen über die Felder, um Nahrung für den Winter zu sammeln. Sie tragen zwei bis drei Kilogramm, in Ausnahmefällen sogar bis zu 15 Kilogramm Futter zusammen. Manche Menschen ahmen dieses Verhalten nach und stopfen sich in den Supermärkten statt ihrer Backen die Einkaufstaschen voll.
Für das Horten von Futter gilt in unseren Breitengraden das Eichhörnchen als Meister: Es versteckt in der guten Jahreszeit allerlei Vorräte wie Haselnüsse, Bucheckern oder Eicheln. In Deutschland ist das Eichhörnchen wegen seines umsichtigen Verhaltens dereinst zu Ehren gekommen. Verunsichert durch den drohenden Kalten Krieg ist im Jahre 1961 die „Aktion Eichhörnchen“ ins Leben gerufen worden. Jeder Haushalt wurde aufgerufen, einen Krisenvorrat anzulegen, mit dem er 14 Tage lang ohne Versorgung von außen seine Mitglieder ernähren konnte.
Corona hat es gezeigt und der Ukraine-Krieg bestätigt: Hamstern hat sich zum aktuellen Trend etabliert. Während in Deutschland Toilettenpapier aus den Regalen verschwand, waren in anderen Ländern den dortigen Gewohnheiten entsprechend bestimmte Produkte besonders gefragt: in Italien Wein, in Österreich Nagellack, in den Niederlanden Marihuana, in den USA Handfeuerwaffen, in Frankreich Rotwein und Kondome und in Skandinavien Schmerzmittel.