Wenn Strohhalme nicht mehr aus Stroh sind
Im Sommer 2021 von Dr. Luis Fuchs
In einer McDonald´s-Filiale in St. Petersburg, Florida, attackierte ein Kunde eine Angestellte. Er hatte einen Plastikstrohhalm verlangt, worauf die Bedienstete ihm zu verstehen gab, dass ein neues Gesetz Einweghalme aus Kunststoff verbiete. Daraufhin beschimpfte der aufgebrachte Kunde die Frau und versetzte ihr Faustschläge. Erst das beherzte Eingreifen anderer Mitarbeiter habe das Handgemenge beendet, berichtet das Wochenmagazin stern.
Seit Anfang Juli gilt auch innerhalb der EU ein Verbot von gewissen Einweg-Plastikprodukten, darunter Becher aus Styropor, Einweg-Geschirr, Trinkhalme und Wattestäbchen. Die Frage sei erlaubt: Wozu braucht man schon Plastik-Trinkhalme? Wasser und Kaffee, Wein und Bier trinken wir ja auch direkt aus dem Glas oder der Tasse. Seit wann schlürft der Homo sapiens Getränke durch Trinkhalme? Das bisher älteste uns bekannte Trinkrohr wurde in einem sumerischen Grab aus der Zeit um 3000 v. Chr. entdeckt. Es ist kein Strohhalm und auch kein Bambusrohr, sondern ein goldenes Röhrchen, das laut einem Mythos zum Genießen von Bier Verwendung fand.
Die Bezeichnung „Plastikstrohhalm“ ist ein widersprüchlicher Ausdruck, denn der Halm hat mit Getreidestroh gar nichts gemein. Welche Alternativen zu den die Umwelt verschmutzenden Plastik-Trinkhalmen werden heute angeboten? Der Edelstahl-Trinkhalm ist komplett geschmacksneutral und kann in der Spülmaschine mit gewaschen werden. Der Trinkhalm aus Kupfer ist optisch am elegantesten. Ebenso geschmacksneutral sind Glas-Trinkhalme, die aber nicht so robust wie Edelstahl-Röhrchen sind. Eine weitere Alternative für Plastikhalme sind Trinkhalme aus Bambus. Allerdings kann ein unangenehmer Beigeschmack einem zuwider sein und auch die Größe ist gewöhnungsbedürftig. Trinkhalme aus Papier sind etwas weniger nachhaltig, da sie irgendwann aufweichen.
Die Alpiplast auf der Töll produziert bereits seit rund zehn Jahren biologisch abbaubare Trinkhalme; zu ihren Kunden zählen bereits McDonald´s und Ferrero. Aus Asien sei die Nachfrage nach Bio-Halmen steigend und das Unternehmen beliefere damit bereits Betriebe in Shanghai, Peking und Singapur, berichtet der Firmenchef Markus Forcher.