Wird es bald Frieden, Freude, Eierkuchen geben?
Im Frühling 2022 von Dr. Luis Fuchs
Wenn es aussehe, als ob in der Südtiroler Volkspartei Friede, Freude, Eierkuchen herrsche, nehme ihr das niemand mehr ab, meinte Paul Köllensperger. Die lokalen Medien bezeichneten die „Operation Schulterschluss“ vom 1. April als „Burgfrieden“ und eben auch als „Scheinfrieden“. Der Spruch „Friede, Freude, Eierkuchen“ wird häufig verwendet, um eine oberflächlich harmonische Situation zu beschreiben, bei der Probleme in den Hintergrund gedrängt werden, anstatt sie zu lösen.
Wie sich diese Redewendung entwickelt hat, ist nicht genau geklärt. Die erste bekannte Erwähnung erfolgte jedenfalls 1959 im „Eulenspiegel“, dem satirischen Magazin der DDR, woraufhin sich „Friede, Freude, Eierkuchen“ über Mundpropaganda ausbreitete und so zur Redewendung wurde. Dieselbe wurde später als Motto der ersten Love-Parade auf dem Kurfürstendamm im Jahre 1989 ausgerufen. Dabei stand Friede für Abrüstung, Freude für Musik als Mittel der Völkerverständigung und Eierkuchen für eine gerechte Nahrungsmittelverteilung.
Es gibt auch die Auslegung, wonach der Spruch auf einen fast nicht hörbaren Sprachfehler zurückzuführen sei. Demnach habe es ursprünglich nicht „Eierkuchen“, sondern eben „Eiersuchen“ geheißen, wie es seit Alters her zu Ostern ein lieb gewordener Brauch ist. Das erste Auftreten des Spruchs wird somit mit dem Ur-Osterhasen in Verbindung gebracht.
Das Ei gilt seit jeher als ein Symbol für Fruchtbarkeit, für junges Leben, für die ersehnte Frühlingszeit und als Glücksbringer. Schon im frühen Ägypten wurde das Ei als Ursprung der Welt verehrt. Im antiken Griechenland und Rom wurden bunte Eier aufgehängt und verschenkt, um im März die Tagundnachtgleiche, also den Jahresanfang zu feiern: Das Ei stand für Neubeginn. Die Christen übernahmen das Ei als Sinnbild von Fruchtbarkeit, Auferstehung und ewigem Leben. Wie ein Grab hält das Ei Leben verschlossen; es stand auch für das Grab in Jerusalem, aus dem Jesus am Ostermorgen vom Tode auferstanden ist. Somit ist das Ei ein christliches Attribut des Osterfestes. Diese Vorstellung ist im Merkspruch enthalten: „Wie der Vogel aus dem Ei gekrochen, hat Jesus das Grab zerbrochen.“