Ich packe meinen Koffer ...
Im Sommer 2012 von Verena Maria Hesse
…und nehme ganz bestimmt Dinge mit, die völlig konzeptlose Outfits ergeben werden – wie jedes Jahr im Urlaub.
Es wird so sein wie immer, nämlich dass ich mir vorher weiß Gott was für Gedanken mache, so von wegen, was ich womit kombinieren kann und welche Schuhe zu welchen Kleidungsstücken Sinn machen, und ich werde gedanklich versuchen, farblich eine Richtung einzuschlagen und am Ende werde ich auf den letzten Drücker meinen Koffer packen. Das Bett wird voll mit Häufen nicht passender Teilen sein, ich werde die Häufen reduzieren müssen, weil es viel zu viele sind, und werde justament jene Dinge subtrahieren, die vielleicht eventuell von Vorteil gewesen sein könnten, und dann werde ich, wohl wissend, dass es nicht so werden wird, wie es geplant war – rein kleidungstechnisch meine ich - die Stadt verlassen.
Die T-Shirts werden zerknittert sein und farblich in keiner Weise auf die Hosen und Röcke Rücksicht nehmen, von Längen und Weiten ganz zu schweigen, die Sommerkleidchen werden zwar mitkommen, aber ich werde die dazu passenden Jäckchen vergessen, sodass ich auch das Tragen der Kleider vergessen kann und die drei Paar Schuhe, die letzten Endes mit im Gepäck landen, werden garantiert die falschen sein.
Ich meine: Ist man denn jemals schlechter angezogen als im Urlaub?
Also ich nicht. Ich irre dann eigentlich immer kleidungstechnisch frustriert durch die Gassen noch nicht bekannter Städte und promeniere in völlig unpassenden Outfits den Lungomare entlang.
Morgen geht’s los. Ich bin gerade beim Packen, hätte also noch die Chance, es heuer besonders richtig zu machen, ich kenne ja theoretisch meine Schwachpunkte.
Aber ich weiß perverserweise schon jetzt, dass ich es nicht bis zuletzt durchhalten werde, ich bin mir jetzt schon darüber im Klaren, dass ich von den sechs Tagen, die ich nicht daheim verbringe, an mindestens vier nicht zufriedenstellend gekleidet sein werde.
Der springende Punkt ist demnach, dass ich zwar ein Konzept im Kopf hätte, aber niemals die Ausdauer und Disziplin an den Tag legen werde, alles bis zum Schluss zu durchdenken, geschweige denn, es in die Tat umzusetzen.