Von der Kunst sich zu trennen
Im Herbst 2010 von Verena Maria Hesse
Kann man einen Pullover lieben?
Ja. Man kann etwas Materielles lieben. Man liebt ja auch sein Auto oder seinen „Pomellato“.
Dass man etwas zum Anziehen lieben kann, kann verschiedene Gründe haben. Es kann einfach ein Lieblingsstück sein. Es sitzt gut, man schaut gut darin aus und es ist salonfähig. Es gibt Menschen, die identifizieren wir ob eines charakteristischen Kleidungsstückes, die kennen wir nur mit dem Karopullover oder den Doc Martens. Das ist deshalb so, weil diese Menschen jenen Pullover lieben. Sie sind eins mit ihm. Wie Hintern und Hose eigentlich, nur oben herum.
Man kann mit einer Klamotte aber durchaus auch so viele Erinnerungen in Verbindung bringen, dass sie zu einem dazugehört. Dann liebt man sie wegen der Situation, in der man sie getragen hat oder wegen des Menschen, der dabei war, als man sie getragen hat.
Darf man Klamotten, die nicht mehr getragen werden, in den Altkleidercontainer werfen?
Ja. Mit einem kleinen Vorbehalt.
Grundsätzlich gilt die Regel, dass alles, was mehr als ein Jahr den Kleiderschrank nur mehr von Innen gesehen hat, reif ist für die Tonne. Grundsätzlich. Man darf jedoch keine Klassiker entsorgen.
Gib niemals einen (intakten) original Burberry Trenchcoat weg. Niemals. Weil irgendwann könnte man die Tochter haben, die genau jenen Mantel so sehr tragen möchte, die genau den altmodischen oder sagen wir Retro Mantel so gerne gehabt hätte, den man 30 Jahre später nicht mehr so einfach kaufen kann.
Manche Dinge - Klassiker eben - muss man einfach aufbewahren.
Man muss in seinem Haus eine Truhe für solche Stücke mit einkalkulieren.