Von Klassikern, Alleswissern und Chanel-Taschen
Im Frühling 2012 von Verena Maria Hesse
Ich hatte ja bereits erwähnt, wie sehr ich mich immer darüber amüsiere, wenn jemand in ein Geschäft kommt und etwas sucht, das einfach immer passt, das universell verwendbar und mit allem anderen im Schrank kompatibel ist.
Manche Menschen glauben, dass man eine Tasche oder ein paar Schuhe oder eine Hose zu jedem Anlass tragen kann. Kann man auch, aber dann muss man wirklich ein gutes Händchen haben und ein derartig geschultes Auge, dass man weiß, wie man wann was womit kombiniert.
Ich meine: Natürlich gibt es diese sogenannten Basics, ein Polohemd etwa oder eine weiße Bluse oder einen farblich dezenten Rundhalspullover, um in der Welt der Oberteile so etwas aufzulisten. Je nachdem, wie man diese Teile kombiniert, sprechen sie eine andere Sprache: So kann ich die weiße Bluse in Kombination mit einem eleganten Kostüm durchaus als Geladene einer Hochzeit tragen, mit der Bluejeans hingegen stelle ich lässigen Freizeitlook dar.
Ähnlich verhält es sich etwa mit einem Paar schwarzer Ballerinas oder mit schlichten Pumps, mit einer schwarzen, klassischen, mittelgroßen Handtasche, mit einem farblich neutralen und gerade geschnittenen Blazer oder dem beigen Trenchcoat.
Wie gesagt: Das sind einige der Klassiker, mit denen man vieles machen kann. Aber wir sind uns alle einig, dass die Spezies derer, die dir im Geschäft, in dem du selbst arbeitest und von dem du selbst am besten weißt, was die Regale zu bieten haben, nur erklären wollen, was man mit der Tasche alles machen kann und wozu dieses Objekt passt und dass die kleine schwarze Chanel total altmodisch und überholt ist und dass die neuen Taschen (aus gewachster Baumwolle) wirklich aus hochwertigem Leder sind, „das merkt man sofort beim Anfassen“. Gleichzeitig aber wird die Frage gestellt, ob es sich bei den Taschen aus feinstem Wildleder auch tatsächlich um Leder handle, weil „in Rimini habe ich so eine ähnliche Tasche schon einmal gekauft und die hat dann nach kurzer Zeit Flecken bekommen….“
Es gibt auch die, die in den Laden laufen, circa drei Sekunden mit ihren Blicken die Regale streifen und dann sagen: „Tut mir leid, es ist leider nichts dabei.“
Und jene mag ich auch ganz besonders: „Nein, Sie können mir leider nicht helfen, ich weiß genau, was ich suche und weiß es sofort, wenn ich es sehe, erklären kann ich es Ihnen aber nicht.“