AmUm MeranO Gemeinsam für die Zukunft von Meran 2000 - Traum oder Wirklichkeit?

21. Oktober 2024

„Der Meraner Hausberg hat sich in den letzten Jahren tiefgreifend und rasant verändert. AmUm EO, der Meraner Umweltverein, fordert mehr Nachhaltigkeit und eine Kehrtwende - mit Blick auf die wertvollen Falzebener Feuchtgebiete“, so der Appell des Meraner Vereins im August 2023. Auslöser für die Überlegungen war die rasante Entwicklung des Skigebiets in den letzten Jahren: Seit 2006 ein enormes Wachstum mit Alpinbob, Ersatzliften, Speicherbecken, Pistenverbreiterungen, Unterführungen, Beschneiungsanlagen und mehr.

Nun, ein Jahr später, hat AmUm das Thema erneut aufgegriffen und eine Podiumsdiskussion mitverschiedenen Stakeholdern organisiert. Die Veranstaltung  fand am Freitag, den 18.10.24 im Kulturzentrum der Stadt statt.

Mehr als zwei Stunden lang führten fünf Hauptgäste einen spannenden Dialog mit der Moderatorin Katia De Gennaro. Andreas Zanier, Präsident der Meran 2000 Bergbahnen AG, Vizebürgermeisterin Katharina Zeller, Hanspeter Staffler, Direktor des Südtiroler Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz, Luigi Casanova, Präsident von Mountain Wilderness Italy und der Ökologe und Forstexperte Mauro Tomasi sprachen über verschiedene Aspekte rund um den „Meraner Hausberg“ und stellten sich anschließend den Fragen und Anliegen des interessierten Publikums.

Sehr unterschiedliche  Überlegungen und Forderungen  standen im Raum: auf der einen Seite die Forderungen einer Aktiengesellschaft, die „über die Runden kommen“ muss und davon ausgeht, dass der Skisport auch in 20 oder 30 Jahren noch in niedrigen Höhen möglich sein wird - und damit die Investitionen rechtfertigt -, auf der anderen Seite Umweltschützer*innen, die mehr Weitblick und eine Wende einfordern; Entscheidungen, die Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen und - wo möglich - abmildern. „Es gibt andere Modelle für einen nachhaltigen Tourismus", schlägt Casanova vor und fügt hinzu: „Die Berge müssen mit Respekt behandelt werden und dürfen nicht in einen Vergnügungspark verwandelt werden”. Mauro Tomasi stimmt ihm zu: „Die Risiken sind gravierend: Ein Eingriff nach dem anderen führt zu immer größeren Schäden. Wälder, Feuchtgebiete, Wiesen sind empfindliche Ökosysteme, die schon durch die Anwesenheit des Menschen ernsthaft bedroht sind, ganz zu schweigen von großen Grabungsarbeiten oder massiven Wasserentnahmen für Speicherbecken“. Staffler betonte in diesem Zusammenhang, dass sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz besonders das Thema der Speicherbecken verfolgt und die politischen Entscheidungen der Landesregierung. In diesem Zusammenhang, so der Geschäftsführer des größten Südtiroler Umweltverbandes, dürfe nicht übersehen werden, dass die künstliche Beschneiung ein enormer Energiefresser sei.

Im Zentrum der Diskussion steht die Stadt Meran, die als Mehrheitseigentümerin der Meran 2000 Bergbahnen AG gefordert ist, die Veränderungen zu steuern.  „Es ist unsere Aufgabe, den Tourismus zu steuern: Wir wollen keinen Massentourismus, sondern dass Meran 2000 der Hausberg der Meraner*Innen bleibt“, betont Zeller. „Deshalb werden wir, zum Beispiel, die Mobilität fördern, indem wir eine neue Buslinie einrichten, die die Talstation anfährt: Skifahren mit dem Bus soll noch bequemer werden, auch für Familien.“

Durchaus scharfe Töne, harte Forderungen und auch etwas bittere Kommentare fallen aus dem Publikum: So wie sich Meran 2000 entwickelt, gefällt nicht jedem/jeder. Die einen fragen sich, wie die Landschaft ohne Skianlagen aussähe, die anderen fordern Entscheidungen, die wirklich nachhaltig und naturnah sind: ein Wachstums-Stopp, der derzeit unaufhaltsam scheint. Auch wenn die Meran-2000-AG beteuert, sich für Nachhaltigkeit zu engagieren, reicht dies nach Meinung einiger nicht aus. Ein abschließendes Resümee einer Bürgerin pĺädiert für eine neue Arbeitsweise: Zusammenarbeiten, um eine neue gemeinsame Vision zu schaffen. 

„Für die Zukunft von Meran 2000, einem der beliebtesten Naherholungsgebiete der Meraner Familien, brauchen wir mehr Beteiligung. Wer sich einbringen will, muss berücksichtigt werden“, so lautete zusammengefasst der Appell von AmUm MeranO EO an die Verantwortlichen.  Der Vorstand schloss mit den Worten: „Wir sind unseren Gästen dankbar für die engagierte Teilnahme an der Podiumsdiskussion. Gleichzeitig sind wir enttäuscht darüber, dass ein großer Teil der Stadtpolitik solche Termine ignoriert: nur sehr wenige Gemeinderäte und -rätinnen haben an der Veranstaltung teilgenommen, obwohl alle eingeladen worden sind. Eine verpasste Chance, vor allem für die Mehrheitsparteien“.


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