12 Tipps für eine erfolgreiche ärztliche Visite:

25. Juli 2022

 

 

Wie die Arzt-Patienten-Beziehung verbessert werden kann

Sind sich Hausärztinnen, Hausärzte und Patient:innen über ihre Rolle im Rahmen einer Visite einig? Welche Aspekte sind relevant? Wie gelingt ein Dialog auf Augenhöhe? Die Initiative mit dem Titel „12 Tipps für eine erfolgreiche ärztliche Visite“ des Südtiroler Instituts für Allgemeinmedizin und Public Healthwill den Bürger:innen nun Handreichungen mit Praxisbezug bieten. Damit soll die Qualität der Kommunikation zwischen Patient:innen und Ärztinnen/Ärzten verbessert werden.

 

 

 „Der wichtige Eigenbeitrag von Patientinnen und Patienten für das Verständnis und das Finden von individualisierten Lösungen für Gesundheitsprobleme im Rahmen einer hausärztlichen Visite wird gerade von vielen Patientinnen und Patienten unterschätzt“, betont Dr. Adolf Engl, Präsident des Instituts für Allgemeinmedizin der Claudiana Bozen. „Mit den Plakaten und Faltprospekten unserer Initiative wollen wir die Bürger:innen mit sehr praktischen Hinweisen unterstützen: Sie sollen ihre Möglichkeiten ausschöpfen, um einen erfolgreichen und zielgerichteten Dialog zwischen ihnen und ihrer Hausärztin/ihrem Hausarzt zu erreichen“, erklärt Dr. Engl.

 

 „Die Beziehung zu unseren Patientinnen und Patienten ist das zentrale Instrument unserer Arbeit als Allgemeinmediziner:innen. Ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu unseren Patient:innen ermöglicht es uns, nicht nur deren Bedürfnisse und Erwartungen, sondern auch die Art und die Ursachen ihrer gesundheitlichen Beschwerden besser zu verstehen“, unterstreicht Dr. Giuliano Piccoliori, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin und Hausarzt in St. Christina/Gröden. „Gerade bei psychischen Problemen und bei sog. funktionellen Beschwerden, für die sich keine hinreichende organische Ursache finden lässt, kann eine helfende Beziehung, die der Patientin/dem Patienten Verständnis entgegenbringt und Empathie vermittelt, selbst wie eine Therapie wirken. Auch daher bietet unser Institut im Rahmen des Spezialisierungskurses für Allgemeinmedizin Seminare zur Optimierung der Kommunikation zwischen Ärztinnen/Ärzten und Patient:innen an“,  erläutert Dr. Piccoliori.

 

12 Tipps für eine erfolgreiche ärztliche Visite

1. Grund für die Visite im Vorfeld festlegen

2. Sich überlegen, welche Fragen an den Arzt gestellt werden sollen

3. Medikamentenliste und Befunde mitbringen

4. Offen über Beschwerden, Ängste und psychosoziale Belastungen reden

5. Vermutungen und Behandlungsversuche mitteilen

6. Nachfragen, wenn etwas nicht verständlich ist

7. Informationen der Ärztin aufschreiben

8. Dem Arzt Zeit geben, damit er sich ein Bild vom Problem machen kann

9. Die Ärztin nach Tipps für einen gesunden Lebensstil fragen

10. Nach der Visite die Therapie befolgen

11. Geduldig bleiben. Linderung und Heilung brauchen Zeit

12. Den Arzt über den Verlauf der Therapie informieren

 

 

Die Plakate und Faltprospekte, die die oben angeführten Handlungsempfehlungen grafisch umsetzen, wurden vom Designer Hannes Pasqualinigestaltet. In den kommenden Wochen werden sie an Südtirols Hausärztinnen und Hausärzte verteilt werden. „Unsere 12 Tipps sollen die Patient:innen dazu animieren, ihre Ärztin/ihren Arzt um Klärung zu bitten, wenn sie während des Gesprächs etwas nicht verstehen. Weiters sollen die Patient:innen dazu angeregt werden, über eigene Vermutungen und bereits ausprobierte Behandlungen zu sprechen. Auch psychosoziale Belastungen und Stressquellen(Beruf, Familie, Partnerschaft) sollten im Rahmen einer Visite nicht außer Acht gelassen werden“, stellt Dr. Giuliano Piccoliori klar, der seit 25Jahren als Hausarzt in Gröden tätig ist und die kommunikativen Hürden eines Arzt-Patienten-Gesprächs kennt.

Patient:innen als Ressource

Die Sensibilisierungskampagne des Instituts fasst Rahmenbedingungen zusammen, die eine Arzt-Patienten-Interaktion auf Augenhöhe vorbereiten und gemeinsamen Entscheidungen entgegenkommen sollen. Patientinnen und Patienten stellen eine Ressource für eine erfolgreiche Visite dar. „Sie verfügen über jene Informationen, die für ihre persönliche Entscheidungsfindung wichtig sind –ihre Werte, Lebensumstände und Wünsche. Die Ärztinnen und Ärzte bleiben Expert:innen für alle medizinischen Belange. Wichtig ist dabei, dass die entscheidungsrelevanten Informationen auch wirklich ausgetauscht werden. Dazu braucht es noch mehr Patient:innen, die sich aktiv einbringen und ihre Gedanken, Sorgen, Fragen und Erwartungen offen mitteilen. Denn nur sie wissen, was ihnen wichtig ist“, bekräftigt Prof. Dr. Christian Wiedermann, Koordinator der Forschungsprojekte am Institut für Allgemeinmedizin und Public HealthBozen.

Die Studie hinter den 12 Tipps

Die Tipps fußen auf einer multimethodischen Untersuchung zur Qualität der Kommunikation zwischen Patient:innen und Allgemeinmediziner:innen. 2018 wurde diese Studie von der Freien Universität Bozen und der Südtiroler Akademie für Allgemeinmedizin SAKAM (weitergeführt vom Institut für Allgemeinmedizin) in Zusammenarbeit mit dem Bozner Institut für Sozialforschung und Demoskopie „apollis“ durchgeführt. „Für die Umfrage wurden 506 Patient:innen und 109 Hausärztinnen und Hausärzte befragt, 26 Tiefeninterviews ergänzten die Untersuchung“, erklärt   Dr. Barbara Plagg, Humanbiologin am Institut für Allgemeinmedizin und Lehrbeauftragte an der Universität Bozen. „Die Umfrage kam zum Schluss, dass die für eine erfolgreiche Visite wichtigen Aspekte –etwa Gesundheitskompetenz, Eigenbeitrag, Selbstinformation und Offenheit –von Mediziner:innen anders eingeschätzt werden als von ihren Patient:innen. Vor allem Patient:innen hatten laut Umfrage die Wichtigkeit ihres Eigenbeitrags unterschätzt. Bedarfsgerecht aufbereitete Informationen können Patient:innen Strategien zur Mithilfe in der hausärztlichen Konsultation aufzeigen“, so Dr. Plagg.

„Gerade im Lichte der Corona-Pandemie kann der Untersuchung, die den 12 Tipps zugrunde liegt, eine große Bedeutung beigemessen werden“, betont Prof. Dr. Walter Lorenz, Sozialwissenschaftler an der Freien Universität Bozen und Mitglied der Forschungsgruppe. „Wenn angesichts der massiven Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch das COVID-19-Virus einerseits bisher unvorstellbare Kontrollmaßnahmen –auf der Grundlage von Expertengutachten–notwendig wurden, die die Freiheit der Bevölkerung erheblich einschränkten, und andererseits große Teile der Bevölkerung sich ihre eigene Meinung bildeten, oft auf der Grundlage von in den sozialen Netzwerken kursierenden Theorien, bedeutet das, dass das Zusammenspiel von medizinischen Expert:innen und aktuellen oder potentiellen Patient:innen nicht optimal funktioniert“, analysiert Prof. Lorenz. „Unsere Studie weist auf, dass zwischen Mediziner:innen und Patient:innen unterschiedliche Rollenerwartungen existieren. Effektive Therapien beruhen auf der mündigen Teilnahme der Patient:innen am ganzen Prozess: von der Beachtung aller für die Diagnose relevanten Informationen bis zum umfassenden Verständnis und der Einhaltung der gemeinsam vereinbarten Heilmethoden“, erläutert Prof.  Walter Lorenz.

 

 


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