Zivilinvalidität und Sport in Südtirol: Umfrageergebnisse

18. November 2022

 

 

Vom Wanderer bis hin zum Extrembergsteiger: Südtirol ist bekanntlich ein Paradies für alle Sportbegeisterte. Doch wie sehen das jene 46.000 Südtiroler, welche aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Krankheit als Zivilinvalide anerkannt sind? Ausgehend von diesem Grundgedanken führte die Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol) eine umfassende Umfrage zum Thema „Zivilinvalidität und Sport in Südtirol“ durch. Nun stehen die Ergebnisse fest. Die größte Interessensvertretung der Südtiroler Zivilinvaliden offenbart neben positiven Aspekten auch solche, welche verbesserungswürdig sind und berichtet, wie die soziale Inklusion dieser Menschen gefördert werden kann.

 

Südtirols Sportwelt aus dem Blickwinkel der Südtiroler Zivilinvaliden erfassen, damit bestehende Problematiken aufgedeckt und der Alltag dieser Menschen aktiv verbessert werden kann: Genau dies stellte den Fokus der Umfrage dar, welche ab Mai 2022 von der ANMIC Südtirol unter dem Titel „Zivilinvalidität und Sport in Südtirol“ durchführt wurde. Insgesamt nahmen über 140 Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung daran teil, wobei mehr Frauen (54,6%) als Männer (45,4%) teilnahmen. Das Durchschnittsalter der Umfrageteilnehmer lag bei 40,9 Jahren (Altersspanne zwischen 4 und 89 Jahren).

 

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass Zivilinvaliden lieber Einzelsportarten als Mannschaftssportarten betreiben. Angesichts der Frage, wie häufig sie sportlich aktiv sind, gab die Mehrheit der Teilnehmer (48,1%) an, mehrmals pro Woche Sport zu treiben, während 35,9% mehrmals im Monat und lediglich 16% täglich sportlich aktiv ist.

 

Von Zivilinvaliden ausgeübte Sportarten

Prozent

Wandern

56,7%

Schwimmen

50,4%

Radfahren

36,2%

Skifahren

26,2%

Rodeln

19,9%

Fußball

16,3%

Turnen

12,1%

Tanzen

10,6%

Langlaufen

9,9%

Skitouren

9,2%

Klettern

9,2%

Tennis

8,5%

Fitnesscenter

8,5%

Schlittschuhlaufen

7,1%

Ping-pong

5,7%

Laufen/Joggen

5,0%

Bergsteigen

5,0%

Handball

2,8%

Golf

2,8%

Bodybuilding

2,8%

Reiten

2,1%

Kampfsport

2,1%

 

Außerdem wurde der Frage nachgegangen, welche die Beweggründe seien, die Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung zum Sport veranlassen. Auf die Frage „Warum treiben Sie Sport?“ gaben die meisten der Befragten den Wunsch nach Bewegung (53,6%) und die Tatsache an, dass Sport gesund ist (52,3%). Für 36,4% hilft Sport beim Abbauen von Alltagsstress, 23,8% der Befragten stellen durch Sport sozialen Kontakt her und 17,9% wollen ihre eigenen Grenzen kennenlernen. Eine besonders interessante Antwort gab dabei ein 46-jähriger Zivilinvalide aus Schlanders, welcher „… Sport betreibt, um die Nebenwirkungen der Therapien zu reduzieren und dem Risiko einer Gehunfähigkeit vorzubeugen.“

 

Gründe, warum Zivilinvaliden Sport betreiben

Prozent

Lust zur Bewegung

53,6%

Weil Sport gesund ist

52,3%

Alltagsstress abbauen

36,4%

Herstellen sozialer Kontakte

23,8%

Ich will meine eigenen Grenzen kennenlernen

17,9%

Ich möchte gut aussehen

11,3%

Mir gefällt das Abenteuer

11,3%

Wettkampf mit anderen

6,6%

Ich will mich selbst übertreffen

6,0%

Aus Zwang (z.B. Angst vor Gewichtszunahme)

6,0%

Soziale Anerkennung und Belohnung

3,3%

 

„Wir wollten aber auch herausfinden, wo Südtirols Zivilinvaliden Sport betreiben und ob sie hier auf Hürden stoßen“, erklärt Thomas Aichner, Präsident der ANMIC Südtirol. Demnach gaben 67,9% der Umfrageteilnehmer an, Sport im Freien betreiben, während 28,3% in der Halle und 3,8% zu Hause trainieren. „Wenn die Sportstätte aufgesucht wird, dann benutzen 63,2% der Sporttreibenden ihr eigenes Fahrzeug, weil es oft keine Alternative gibt. Nur knapp 25% fahren mit dem Bus oder Zug zur Sportstätte“, so Thomas Aichner. „Leider stellt sich die Parkplatzsuche für viele als schwierig heraus – insbesondere aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit von Behindertenparkplätzen. Aber auch das Ergebnis hinsichtlich der Barrierefreiheit fiel nicht gänzlich positiv aus: Da Umkleideräume in beispielsweise Turnhallen und Schwimmbädern nicht immer barrierefrei sind, wird der Zugang für Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung eingeschränkt.“

 

Auch die Zeit, die Zivilinvaliden aufwänden, um die Sportstätte zu erreichen, wurde erhoben. Immerhin 33,7% benötigen dafür weniger als 10 Minuten. Die Mehrheit (46,7%) der Umfrageteilnehmer legt zwischen 10 und 30 Minuten für den Weg zur Sportstätte zurück. 14% der Zivilinvaliden müssen dagegen zwischen 30 und 60 Minuten einplanen, um ihr Ziel zu erreichen. Für 5,6% der Befragten liegt die Sportstätte mehr als eine Stunde entfernt.

 

Ein zentraler Aspekt der Umfrage beschäftigte sich mit der finanziellen Vereinbarkeit von Sport und Alltag. „Erfreulicherweise können es sich 59,9% der Befragten leisten, so oft sie wollen Sport zu betreiben. Als größte Interessensvertretung der Südtiroler Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung möchten wir uns aber vor allem für jene 37,3% einsetzen, die aus finanziellen Gründen nicht immer Sport betreiben können“, berichtet Thomas Aichner. Bei 3,2% der Befragten sind die finanziellen Hürden so groß, dass sie gar keiner sportlichen Aktivität nachgehen können, obwohl sie gerne möchten. So auch eine 30-jährige Vollinvalidin aus Bozen: „Mit gefallen mehrere Sportarten, aber ich kann sie nicht ausüben, weil mir einfach das Geld dazu fehlt. Keine Einrichtung, wie zum Beispiel Fitnessstudios in Bozen, gewähren Menschen mit Zivilinvalidität Ermäßigungen auf Abonnements.“ Aber auch andere Gründe, wie beispielsweise ein erschwerter Zugang zur Sportstätte oder die Notwendigkeit einer Begleitperson, bringen so manchen Zivilinvaliden dazu, gänzlich auf Sport verzichten zu müssen.

 

Ein weiteres Thema, das in der Umfrage behandelt wurde, war spezielle Sportbekleidung und Sportausrüstung. 19% der Zivilinvaliden benötigen aufgrund ihrer Zivilinvalidität zum Beispiel spezielle Schuhe, Handschuhe, Hosen oder Jacken, um ihren Sport auszuüben. 15,1% gaben an, spezielle Sportausrüstung kaufen zu müssen, z.B. Elektronik, Schutzausrüstung oder andere Geräte wie eine Prothese beim Schwimmen, ebenfalls aufgrund der körperlichen oder geistigen Einschränkung.

 

„Die Ergebnisse der Umfrage zeigen deutlich, wo wir als Interessensvertretung ansetzen können“, erklärt Thomas Aichner abschließend. „Um die Südtiroler Sportwelt aktiv zu verbessern und diese zugänglicher und inklusiver zu machen, werden wir uns vermehrt für die Beseitigung architektonischer Barrieren sowie für die Etablierung von Vergünstigungen oder kostenlosen Sportmöglichkeiten für Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung einsetzen. Da Betroffene aufgrund ihrer Einschränkung schon wesentlich höhere Kosten tragen und der Weg zur Sportstätte oft länger und mühsamer ist als für gesunde Menschen, wäre das ein wichtiges Signal, sowohl von öffentlichen Einrichtungen als auch von privaten Anbietern.“

 

Die Umfrage zum Thema „Zivilinvalidität und Sport“ wurde mit einer Verlosung von fünf Einkaufsgutscheinen im Wert von je 50 Euro abgeschlossen. Ein herzliches Dankeschön geht an die Oberalp Gruppe, welche die Umfrage mit einem Einkaufsgutschein unterstützte.

 

 

Die Vereinigung der Zivilinvaliden (ANMIC Südtirol) ist ein Verein zur Förderung des Gemeinwesens (VFG), der auf Staats- und Landesebene seit 1965 bzw. 1994 anerkannt ist. Als die einzige rechtliche und gesetzliche Vertretung der Zivilinvaliden und -versehrten vertritt die ANMIC Südtirol diese bei öffentlichen Ämtern sowie in privaten Betrieben, damit sie vollständig in den sozialen sowie beruflichen Alltag integriert werden. Mit mehr als 6.000 Mitgliedern ist die ANMIC Südtirol die größte Interessensvertretung für Zivilinvaliden und Menschen mit Behinderung in Südtirol.

 


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