Herta Aichner
Sammlerin und Restaurateurin aus Leidenschaft
Im Frühling 2009 von Margareth Bernard
Bereits in ihrer Kindheit, die sie in Kolfuschg im Gadertal verbrachte, erwachte ihr besonderes Interesse und ihre Leidenschaft für das Fatschenkindl und die Weihnachtskrippe. Doch es vergingen Jahrzehnte, bis sie die Zeit fand und die Mittel besaß, um diese zu sammeln. Heute beherbergt ihr Haus in Obermais wahre Kunstschätze, an die sie auch zum Teil selbst Hand anlegen musste, um sie vor dem Verfall zu retten.
In Kolfuschg stand auf einem Seitenaltar eine Kastenkrippe mit einem lächelnden Fatschenkind, schön ausgeschmückt und mit einem Nachthimmel als Hintergrund. „Wir Kinder knieten oft davor. Für uns war es das Christkind“, schwärmt Herta Aichner. Als die Kirche vergrößert wurde, verschwand der Seitenaltar und mit ihm das Fatschenkindl. Herta blieb es aber immer in Erinnerung und im Herzen. Nachdem sie Jahrzehnte später bei den Tertiarschwestern in Brixen das Herstellen und Restaurieren von Fatschenkindern gelernt hatte, bastelte sie sich eine Kopie des Kindes von Kolfuschg. Dem einen sollten dann noch viele folgen, und zwar mehr als siebzig Stück. Einen Großteil der selbst gefertigten Fatschenkinder stiftete sie zum Verkauf für einen guten Zweck. Das Sammeln, Restaurieren und Basteln ganz besonderer Exemplare ist seit ungefähr zwanzig Jahren ein Teil ihrer leidenschaftlichen Beschäftigung. „Das Restaurieren alter Fatschenkinder und alter Krippenfiguren ist eine ganz besondere Herausforderung, denn oft weiß ich zuerst einmal nicht, wie ich es angehen soll, wenn die Figuren in extrem schlechtem Zustand sind“, erklärt sie.
In ihrem Haus, das Maria Aichner und ihr sie stets unterstützender Mann Peppi interessierten Menschen gerne öffnen, kann der Gast unzählige Kostbarkeiten bewundern. Dazu gehört auch eine Vielzahl an Krippen und Krippenfiguren aus aller Welt. Denn die Krippen sind ebenso ein Teil von Herta Aichners Sammlerleidenschaft.
Ihre Eltern, die Wirtsleute waren, besaßen keine Krippe. Die erste Krippe, die Herta Aichner als Kind ihr eigen nennen durfte, war eine Klappkrippe aus Papier, deren Besitz sie mit großer Freude erfüllte. „Mit einer brennenden Kerze, die man dahinterstellte, erwachte die Krippe richtig zum Leben“, erinnert sie sich.
Ihr Interesse für Krippen weckte ein alter Nachbar, bei dem sie mit anderen Kindern häufig zu Besuch war, weil ihre Eltern nur wenig Zeit für die Kinder hatten. Dieser gehbehinderte Mann war immer guter Laune, erzählte den Kindern Geschichten und schnitzte zum Zeitvertreib Krippenfiguren. „Seine Figuren hatten sehr markante Züge, doch sie gefielen uns. Diese Figuren übermalte er jedes Jahr neu, sodass er jedes Mal eine andere Krippe aufstellen konnte, die wir dann bestaunten“, erinnert sich Herta schmunzelnd. „Als ich später Geld verdiente, begann ich, mir bei einem Holzschnitzer Krippenfiguren zu bestellen. Diese Krippe stelle ich noch jedes Jahr auf, weil auch unsere drei Kinder diese all den anderen vorziehen“, fügt sie hinzu.
Heute stehen in ihrem Haus mehr als 100 Krippen, weiters 80 alte und 60 neue Papierkrippen. Außerdem sammelt Herta Puppen aus aller Welt, Mineralien, Bilder mit Krippendarstellungen und Bücher über Krippen. Einen Ehrenplatz nehmen die Krippen der Enkelkinder und jene der Künstler Peter Fellin, Friedrich Gurschler und Karl Grasser ein.