Josef Oberhuber
Ein Leben für die Chormusik
Im Herbst 2017 von Eva Pföstl
Nach über 50 Jahren Dienstzeit als Organist und Chorleiter ist Josef Oberhuber in den verdienten Ruhestand gegangen. Über 30 Jahre lang leitete er den Kirchenchor von Dorf Tirol und seit 1999 den Kirchenchor der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus / Meran. Und zwar so, dass beide Chöre nun im ganzen Land einen guten Ruf haben.
Vom Chorknaben zum ambitionierten Chorleiter und Organisten
Oberhuber kann auf einige Tausend Gottesdienste, etliche Chorreisen und viele Höhepunkte eines erfüllten Berufslebens zurückblicken.
Musik war und ist sein Leben: Seine ersten kirchenmusikalischen Anregungen bekam Oberhuber während des Besuchs des Humanistischen Gymnasiums Vinzentinum in Brixen. Schon als Jugendlicher sang er im Chor und saß sonntags an der Orgel. Später folgte Oberhuber seinem Professor nach Trient, wo er das Diplom in Orgelmusik erwarb. Anschließend machte er das Doktorat in Musikwissenschaften an der Universität Innsbruck. Bis vor 10 Jahren lehrte Oberhuber zuerst am Johanneum in Dorf Tirol und später am Konservatorium in Bozen Musikgeschichte. Außerdem bekleidete Oberhuber jahrelang das Amt des Sekretärs der Diözesankommission für Kirchenmusik.
Der Dirgent und sein Chor
Unter der Leitung von Josef Oberhuber entwickelte sich der Stadtpfarrchor St. Nikolaus zu einem der vielseitigsten Chöre Südtirols und zu einem wichtigen Grundpfeiler der Meraner Kulturlandschaft. Auch wenn der Chor ausschließlich aus ca. 35 bis 40 ambitionierten Laiensängerinnen und -sängern besteht und wie die meisten anderen Freizeitchöre einmal die Woche probt, ist die Arbeit hochprofessionell, was laut Oberhuber auch am Engagement der Sänger liegt: „Sie kommen alle mit einer ganz besonderen Motivation, nämlich einer natürlichen: Sie wollen singen, sie wollen arbeiten“. Große Musik, dargeboten von Chören, ist nicht nur Kunstgenuss, sondern auch ein Gefühlsbad besonderer Art und spricht die Zuhörenden in einer ganz besonderen Weise an, sodass sie sich geradezu gemeint fühlen. Zum Singen gehört deshalb mehr als bloß Technik. Gesang ist auch eine Form der Selbsterfahrung, weil dessen „Instrumente“ der Körper und die eigene Person sind. „Ein Werk darf nicht ´zu Tode geprobt´ werden“, unterstreicht Oberhuber. Und fügt bei: „Wichtig ist vor allem, sich überhaupt darauf einzulassen. Und mir als Chorleiter ist auch der Text sehr wichtig. Ich finde, er hat in den musikalischen Schattierungen sehr viel Tiefe. Ich glaube, damit erreicht man auch die Menschen, denn es ist nicht einfach nur schöne Musik – Musik muss im Dienste des Wortes stehen“, betont er.
Josef Oberhuber war ein angenehmer Chorleiter: Mit seiner ruhigen, jedoch mitreißenden Art holte er alles aus den Sängern heraus.
Für viele ist der Chor so etwas wie eine zusätzliche Familie. Nebst dem Gesang ist auch die Geselligkeit und das gemütliche Beisammensein ein wichtiger Bestandteil des Chorlebens.
„Unvergesslich bleiben die Chorreisen, die wir jeweils einem bestimmten Thema gewidmet haben. So sind wir z. B. auf den Spuren Johann Sebastian Bachs durch Thüringen von Eisenach nach Weimar gereist. Weitere Höhepunkte waren die Reisen nach Venedig oder Bergamo“, schwärmt Oberhuber.
Besondere Freude habe es ihm immer wieder bereitet, dass die Sänger dem Chor über Jahre treu blieben. Während seiner Dirigentenzeit arbeitete der jetzige Ruheständler mit mehreren Pfarrherren zusammen. Sie hätten ihm immer freie Hand gelassen, um den Chor nach seinen Ideen weiterzuentwickeln.