Ein Bild sagt mehr als tausend Worte (2)
Etwas andere Gedanken zur Fotografie in mehreren Folgen
Im Winter 2013 von Reinhold Ebner
In dieser Folge unseres Foto-Ratgebers wollen wir versuchen, die Zeiten- und die Blendensteuerung unserer Kamera als interessante Gestaltungsmöglichkeit zu nutzen.
Voraussetzung dafür ist, dass Sie die Möglichkeit haben, Ihre Kamera entweder manuell zu bedienen, also beide Werte, die Zeit und die Blende, manuell einzustellen, oder dass die Kamera die Funktion einer Zeiten- und Blendenpriorität bietet.Zeitenpriorität, Blendenpriorität – was ist das schon wieder? Eigentlich ganz einfach: Zeitenpriorität bedeutet, dass wir die Zeit von Hand einstellen (dieser Wert ist dann fix und hat den Vorrang) und unsere Kamera regelt automatisch die Blende aufgrund der eingestellten Zeit und der herrschenden Licht-verhältnisse so, dass ein richtig belichtetes Foto entsteht. Die Blendenpriorität funktioniert genau umgekehrt; da geben wir manuell die Blende vor und die Kamera regelt automatisch die entsprechende Zeit. Alles klar?
Die Tiefenschärfe
Nachdem wir diese beiden Möglichkeiten kennengelernt haben, kommen wir zur sogenannten Tiefenschärfe (oder Schärfentiefe, was dasselbe ist). Die Tiefenschärfe wird unter anderem von der Öffnung der Blende beeinflusst. Dabei bedeutet eine offene Blende wenig Tiefenschärfe und eine geschlossene Blende viel Tiefenschärfe. Die Tiefenschärfe wird außerdem noch von der Brennweite des Objektivs und vom Objektabstand beeinflusst. Das ist wichtig zu wissen, sollten Sie Lust auf eigene Experimente verspüren (im Rahmen dieses Artikels würde dies zu weit führen).
Auf den Fotos (1) und (2) sehen wir die Ergebnisse der beiden Einstellungen. So können wir die Schärfe auf einen Punkt unserer Wahl legen oder, im Extremfall, das Foto durchgehend scharf bekommen, je nachdem, was wir mit dem Bild sagen wollen. Ein störender Hintergrund beispielsweise wird sofort zu einer ruhigen Fläche oder zu einem willkommenen, gestalterischen Element. Das Bild wirkt gleich freundlicher und es bekommt Tiefe. Nachdem Sie in so einem Fall die Blende fix eingestellt haben, sollten Sie möglichst die Zeit, welche von der Kameraautomatik eingestellt wird, im Auge behalten. Denn allzu schnell kann bei kleiner Blende die Zeit für ein Foto aus freier Hand zu lang werden und es passiert das, was wir auf keinen Fall möchten: Das Foto wird verwackelt. Also, in so einer Situation die Kamera irgendwo auflehnen, anlehnen, stützen oder sonst irgendwie stabilisieren. Auch die Schulter Ihrer Partnerin oder Ihres Partners eignet sich bestens als willkommene Kamerastütze. Noch besser ist natürlich ein gutes Stativ. Aber das ist eine andere Geschichte, auf die wir noch zu sprechen kommen.
Die Bewegungsunschärfe
Die nächste Möglichkeit zur Bildgestaltung in diesem Zusammenhang ist die Bewegungsunschärfe, eine wunderbare Möglichkeit zur Darstellung von Dynamik, Geschwindigkeit, Schwerelosigkeit usw. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Spielen Sie mit den verschiedenen Zeiten und sie werden staunen. Beginnen wir zum Beispiel mit 1/15 Sekunde; auch hier gilt: Auf die Blende achten, denn bei relativ langen Zeiten reicht die kleinste Blende Ihrer Kamera für eine exakte Belichtung irgendwann nicht mehr aus und die Fotos werden überbelichtet. Im Innenbereich könnte man das Licht reduzieren, um zu einer längeren Belichtungszeit zu kommen; im Außenbereich, bei Sonne, wird das schon schwieriger, es sei denn, Sie verwenden einen Graufilter, welcher einen Teil des Lichtes absorbiert, also dämpft. Bei Dämmerungs- oder Nachtaufnahmen hingegen sind Sie auf der sicheren Seite; die Bilder (3) und (4) zeigen den Vergleich. Bei langer Belichtungszeit werden fahrende Autos beispielsweise zu faszinierenden, roten und weißen Lichtschlangen.